Als Erster im Bus

Ein kleiner Junge steht morgens ganz früh auf, nimmt seinen Schulranzen und läuft damit zur Bushaltestelle. Das macht er, weil er der Erste sein will, der in den Schulbus einsteigen darf.

Klingt komisch, war aber in meiner Kindheit tatsächlich so: Wer seine Tasche zuerst an der Haltestelle aufgestellt hat, war auch der Erste, der den Bus betreten durfte. Die Freude war immer groß, wenn vor mir noch niemand da war. Dann bin ich triumphierend zurück nach Hause gelaufen und habe mich in Ruhe fertig gemacht für die Schule.

Keine Angst, dieses Verhalten hat sich bei mir nicht bis ins Alter festgesetzt. Ich belege keine Sonnenliegen im Urlaub!

Heute wäre das mit dem Schulranzen sowieso nicht möglich.

Stellt euch mal vor, ein herrenloser Schulranzen stünde mitten in Tübingen an einer Haltestelle. Was passiert?

Besorgte Bürger melden sich bei der Polizei, die mit einem Großaufgebot die Haltestelle weiträumig umstellt. Da sich niemand näher als 20 Meter herantraut, wird das SEK zur Hilfe gerufen. Die wiederum haben das Bombenentschärfungskommando im Schlepptau. Ein gepanzerter Roboter nähert sich dem „gefährlichen“ Objekt, um Stunden später entweder kontrolliert zu sprengen oder festzustellen, dass das Gefährlichste an der Tasche nur das Brot mit Harzer Roller ist, der ganz schlimm müffelt.

Ich sehne mich nach der Zeit zurück, als man noch unbeschwert Schulranzen abstellen konnte, und wünsche euch ein friedliches, sicheres und schönes Wochenende!

Euer Ostermann