Wie Ihr Euch und Eure Eltern vor Trickbetrügern schützt
Der Enkeltrick, vermeintliche Microsoft-Mitarbeiter oder gezieltes Warnen vor vermeintlichen Einbrechern – angesichts der enorm steigenden Zahlen von Trickbetrügern am Telefon und in Messenger-Diensten schlagen Baden-Württembergs Polizeipräsidien Alarm.
Perfekte Masche: So überzeugen Betrüger nicht nur Leichtgläubige
Im Visier der Telefontrickbetrüger stehen hauptsächlich ältere Personen – doch nicht nur. Wir helfen Euch dabei, die oft sehr gut getarnten Anrufer zu erkennen. Wir sprachen mit den Profis der Polizei, interviewten Opfer von Trickbetrügern und erfuhren aus erster Hand von einem Undercover-Ermittler, wie gewieft Trickbetrugs-Callcenter vorgehen. Unsere Mission: Euch und Euren Eltern, Großeltern und allen Freunden und Bekannten aufzeigen, wie Ihr Euch und Eure Lieben vor den fiesen Machenschaften der Trickbetrüger schützt!
Vor allem per Telefon und WhatsApp
Gerade Senioren sind die Hauptzielgruppe vieler Trickbetrüger. Egal ob per WhatsApp ein vermeintlicher Enkel in Not ist oder eine angebliche Kripo vor Einbrechern schützt und somit alle Wertsachen gut versteckt werden sollten oder auch angebliche Europol-Beamte einen Identitätsklau vorgaukeln - die Maschen der Betrüger sind durchaus kreativ und lange nicht mehr so leicht zu durchschauen wie früher.
Warum ist der Enkeltrick so erfolgreich?
Jürgen Dieter von Jan war 35 Jahre lang bei der Kriminalpolizei in Baden-Württemberg genau mit diesem Thema beschäftigt. Über seine Erfahrungen hat er auch das Buch „Gnadenlose Abzocke“ geschrieben. Er weiß: Gerade der Enkeltrick ist durch seine Emotionalität besonders erfolgreich – und für die Betrüger dank geschickter Gesprächsführung auch sehr leicht umzusetzen. Zudem wird der wohl bekannteste Trick auch immer weiter professionalisiert, zum Beispiel in Kombination mit falschen Polizisten. Dorina Blau aus unseren Nachrichten hat bei von Jan genauer nachgefragt - das komplette Gespräch hört Ihr hier:
In der Höhle der Löwen: Eingeschleust im Telefonbetrüger-Callcenter
Wie genau läuft die organisierte Trickbetrügerkriminalität ab? Tamer Bakiner ist seit über 25 Jahren Wirtschaftsermittler und Autor des Bestsellers „Der Wahrheitsjäger“, in dem er über die Tricks der Betrüger schreibt. In der Türkei hat er sich in einen Callcenter-Ring eingeschleust, um die illegalen Machenschaften aufzudecken. Schnell war ihm klar: da sind echte Profis am Werk, die genau wissen, wie sie mit den Ängsten der Opfer spielen können. Patrick Seidel aus unserer Nachrichtenredaktion hat sich mit ihm unterhalten, das komplette Gespräch hört Ihr hier:
Tipps der Polizei: Richtig verhalten bei verdächtigen Telefonanrufen
Was für das aufmerksame Ohr eigentlich total plump klingt, ist jedoch nicht sofort als Betrug erkennbar. Die Polizeidirektion Reutlingen hat in einem Video eine typische Masche nachgedreht:
Die Polizei rät:
Seid bei unbekannten Anrufern misstrauisch. „Besonders bei Forderungen nach schnellen Entscheidungen, Kontaktaufnahme mit Fremden sowie bei der Herausgabe von persönlichen Daten, Bargeld, Schmuck oder Wertgegenständen sollten alle Alarmglocken läuten“ sagt Polizeioberkommissarin Swantje Herzig.
Auf keinen Fall in Gespräche mit Unbekannten verwickeln lassen. Die Täter sind psychologisch extrem gut geschult und wissen ganz genau wie sie ihre Opfer „weich kochen“ können.
Zweifelhaften Zahlungsaufforderungen per Internet oder mit einbestelltem Abholer niemals Folge leisten.
Lässt sich ein Täter nicht abwimmeln, fordert ihn dazu auf, Euch den kompletten Sachverhalt schriftlich zukommen zu lassen – wenn etwas kommen sollte (was sehr unwahrscheinlich ist) geht damit zur Polizei.
Dank diverser Techniktricks ist es möglich, dass bei einem Anruf als eingehende Nummer „110“ angezeigt wird. Die Polizei jedoch ruft niemals mit der Notrufnummer an – also auch hier nicht in Sicherheit wiegen.
Trickbetrüger bauen psychischen Druck auf und schüren Angst. Auch dies würde die echte Polizei nicht tun – legt einfach auf und: Ruft im Zweifel selbst bei der offiziellen Notrufnummer 110 oder die örtliche Polizeidienststelle an. Holt Euch die Nummer von der Auskunft oder dem Telefonbuch.
Wichtig: Niemals die Rückruftaste benutzen, sonst landet ihr wieder bei den Tätern.
Redet mit einer Vertrauensperson über die Anrufe. Dies gilt besonders, wenn die Anrufer euch versuchen davon zu überzeugen genau das nicht zu tun.
weitere Tipps und auch weitere gefährliche Tricks der falschen Polizisten findet Ihr hier.