Schlechte Noten - wie gehe ich mit meinem Kind am besten um?
Nicht immer sind Schulnoten oder Zeugnisse so, wie es sich Kinder oder Eltern erhofft haben. Erst recht nicht nach einem herausfordernden Jahr Homeschooling. Wir haben eine Jugendpsychotherapeutin gefragt, wie Ihr am besten mit dem Frust Euer Kinder umgehen und sie für künftige Prüfungen motivieren könnt. Das komplette Interview könnt Ihr auch anhören:
Wie gehe ich mit dem Frust um, wenn mein Kind schlechte Noten hat?
Ich erlebe das bei vielen Kindern bei mir in der Therapie, die haben wirklich schlechtere Noten dieses Jahr. Das ist ein gutes Übungsfeld für die Kinder, mit Frust umzugehen. Ganz wichtig: den Kindern Verständnis entgegenbringen. Die hatten unglaublich schwierige Umstände. Ich denke, eine 3 unter Corona kann man wie eine 1,5 oder 2 unter Normalbedingungen sehen.
Wichtig ist mit den Kindern zu reden und zu sagen: Einen Teil hast Du vielleicht selber nicht ganz gut gemacht, aber wir schauen uns mal die äußeren Umstände an, die auch dazu geführt haben, dass es für dich viel, viel schwieriger war deine Ziele zu erreichen als unter Normalbedingungen. Das heißt: Misserfolge sollten wir nicht nur auf uns beziehen, sondern auch sagen: Ok, ich saß die ganze Zeit vor dem PC, ich habe meinen Lehrer nicht immer gesehen, es war schwieriger, schriftliche Aufgaben ohne Klassenkammeraden zu erfüllen. Dem Kind auf die Schulter klopfen und sagen: Hey, erkenn an, was du geleistet hast, es waren schwerer Umstände, du musst nicht komplett an dir selber zweifeln.
„Belohnung ist grundsätzlich eine Möglichkeit bei Kindern, die sich nicht gut selber motivieren können. Für andere ist Erfolg die größte Belohnung. Die kann man am besten unterstützen in dem man fragt: was brauchst Du, um deine Ziele zu erreichen?“
Wie kann ich mein Kind für das kommende Schuljahr motivieren? Funktionieren Belohnungs-Ziele, oder sind die Schwachsinn?
Als erster Schritt sollte man mit den Kindern eine Analyse machen und zu schauen: Was hast Du gut hinbekommen und was fällt dir schwer? Was brauchst Du, falls nochmal so eine Phase kommt, dass dir das leichter fällt? Belohnung ist grundsätzlich eine Möglichkeit bei Kindern, die sich nicht gut selber motivieren können. Für Kinder, die sich selber motivieren können, ist der Erfolg die größte Belohnung. Die kann man am besten damit unterstützen indem man fragt: Was brauchst Du, um diesen Erfolg zu erreichen? Sollen wir Dir nochmal eine Nachhilfestunde besorgen oder uns gemeinsam hinsetzen? Wenn ein Kind auf Belohnungen gut reagiert, würde Ich eher [mit gemeinsamen Erlebnissen belohnen] als zehn Euro in die Hand zu drücken.
Was sind die richtigen Sätze, wenn mein Kind mir ein schlechtes Zeugnis hinlegt? Und was sollte ich nicht sagen?
Ein falscher Satz ist mit Sicherheit: „Das habe ich Dir schon immer gesagt. Siehst Du, ich habe Dir die ganze Zeit gesagt, Du machst zu wenig, jetzt hast du die Quittung“. Das liegt dann einer Mutter oder einem Vater vielleicht schnell auf der Zunge, vor allem, wenn man endlos an die Kinder hingeredet hat, aber das bringt uns nicht weiter. Ich würde sagen: Klar, finde ich auch nicht spitze. Wir sind uns einig, es soll im nächsten Jahr besser werden. Aber lass uns doch mal überlegen, unter welchen Bedingungen sind die Noten entstanden, was hast Du toll gemacht und lass uns froh sein, dass Du ohne eine Depression oder allzu viel Streit mit uns aus dieser Zeit gekommen bist. Ich würde darauf schauen, was haben die Kinder unter diesen Umständen hinbekommen.
Das Interview führte Marie-Christine Duvernoy