Workation: Arbeiten, wo andere Urlaub machen – lohnt sich das wirklich?, © shutterstock_Petrovich Nataliya
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Workation: Arbeiten, wo andere Urlaub machen – lohnt sich das wirklich?

21.02.2025

Stellt Euch vor, Ihr beginnt den Tag mit einem Cappuccino auf einer sonnigen Terrasse, startet dann entspannt in Eure ersten Meetings und nach Feierabend wartet nicht das trübe Wetter Deutschlands, sondern das türkisblaue Meer oder eine aufregende Stadt auf Euch. Genau das verspricht das Konzept der Workation – eine Kombination aus „Work“ (Arbeit) und „Vacation“ (Urlaub). Klingt perfekt, oder? Doch bevor Ihr jetzt voller Euphorie den Laptop einpackt und Euch auf die Reise begebt, solltet Ihr wissen, was eine Workation wirklich bedeutet, welche Vor- und Nachteile sie hat und welche Rahmenbedingungen geklärt sein müssen.

Während digitale Nomaden das ortsunabhängige Arbeiten längst für sich entdeckt haben, ist Workation für viele Angestellte noch Neuland. Aber immer mehr Unternehmen öffnen sich dem Modell – schließlich kann es nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Arbeitgeber Vorteile bringen. Doch ist es wirklich so einfach, sich für einige Wochen ins Ausland zu verabschieden und von dort aus produktiv zu sein? Welche Herausforderungen gibt es? Und worauf müsst Ihr achten? In diesem Artikel schauen wir uns das Thema aus zwei Perspektiven an: der der Arbeitnehmer und der der Arbeitgeber im Ländle. Übrigens. Ob es „die“ Workation, oder einfach Workation heißt (also ohne Artikel) streiten sich die Geister. Wir haben uns für die neutrale Variante entschieden.

Workation aus Sicht der Arbeitnehmer: Freiheit mit Verantwortung

Der Gedanke, aus dem Ausland zu arbeiten, ist verlockend. Sonne, Meer, fremde Kulturen – und trotzdem das gewohnte Gehalt aufs Konto. Doch Workation bedeutet nicht, mit einem Cocktail am Pool zu liegen und nebenbei ein paar Mails zu tippen. Damit es funktioniert, sind einige Dinge zu beachten.

1. Besteht überhaupt ein Anspruch auf Workation?

Ganz wichtig: Ein gesetzliches Recht auf Workation gibt es nicht. Ob Ihr von einem anderen Land aus arbeiten dürft, entscheidet allein Euer Arbeitgeber. Manche Unternehmen bieten Workation als Benefit an, andere erlauben es nur in Ausnahmefällen. Bevor Ihr Flüge bucht, klärt also unbedingt, ob Euer Chef mitzieht.

2. Klare Absprachen verhindern Missverständnisse

Wenn Euer Arbeitgeber zustimmt, dann nicht einfach so. Es braucht klare Regeln und Absprachen, damit alle wissen, woran sie sind. Dazu gehören:

· Zeitraum & Arbeitszeiten: Wie lange dürft Ihr remote arbeiten? Und in welcher Zeitzone?

· Erreichbarkeit: Müssen Meetings zu deutschen Arbeitszeiten stattfinden oder gibt es Flexibilität?

· Technische Ausstattung: Reicht Eure derzeitige Technik oder braucht Ihr spezielle Tools?

· Arbeitsumgebung: Habt Ihr stabiles WLAN und einen ruhigen Arbeitsplatz? Ein Café ist nicht immer ideal.

· Kostenfrage: Übernimmt das Unternehmen Reisekosten oder bleibt alles Eure Privatsache?

3. Rechtliche Hürden nicht unterschätzen

Ein Punkt, den viele unterschätzen: Auch wenn Ihr remote arbeitet, bleibt Ihr steuer- und sozialversicherungspflichtig. Innerhalb der EU gilt die 183-Tage-Regel: Seid Ihr länger als sechs Monate in einem anderen Land, könnte dort eine Steuerpflicht entstehen. Auch eine A1-Bescheinigung ist nötig, um sicherzustellen, dass Ihr weiterhin in Deutschland sozialversichert seid. Wer außerhalb der EU arbeiten will, sollte sich vorher genau über die Einreise- und Arbeitsbestimmungen informieren – in manchen Ländern kann schon das Einloggen in ein Firmennetzwerk als illegale Arbeitsaufnahme gelten.

4. Vorteile für Arbeitnehmer

Die positiven Seiten von Workation sind unbestreitbar:

· Mehr Kreativität & Produktivität: Ein Tapetenwechsel kann inspirieren und neue Ideen bringen.

· Bessere Work-Life-Balance: Freizeit und Arbeit lassen sich harmonischer kombinieren.

· Neue Erfahrungen: Arbeiten in einem anderen Umfeld erweitert den Horizont und fördert die persönliche Entwicklung.

5. Herausforderungen, die nicht unterschätzt werden sollten

Doch so schön die Vorstellung auch klingt – Workation ist kein Selbstläufer:

· Fehlender Teamkontakt: Der persönliche Austausch mit Kollegen leidet, wenn man auf Distanz arbeitet.

· Selbstorganisation ist essenziell: Ohne klare Struktur kann die Produktivität schnell leiden.

· Technische & rechtliche Hürden: Schlechtes WLAN oder fehlende Dokumente können Probleme verursachen.

Workation kann eine fantastische Möglichkeit sein, wenn Ihr Euch gut organisiert und alle notwendigen Absprachen mit Eurem Arbeitgeber trefft. Wichtig ist, dass Ihr selbstdiszipliniert arbeitet und nicht davon ausgeht, dass Arbeiten im Ausland automatisch produktiver macht. Wer gerne unabhängig ist, sich gut strukturieren kann und die rechtlichen Rahmenbedingungen beachtet, kann von Workation profitieren – aber ohne gute Vorbereitung kann der Traum schnell zum Stressfaktor werden.

Workation aus Sicht der Arbeitgeber: Fluch oder Segen?

Aus Sicht eines Unternehmens bedeutet Workation in erster Linie eine Herausforderung in Sachen Organisation, Kontrolle und Vertrauen. Trotzdem setzen immer mehr Firmen auf das Modell – schließlich bringt es nicht nur Vorteile für Arbeitnehmer, sondern auch für das Unternehmen selbst.

1. Vorteile für Unternehmen

Für Unternehmen kann Workation durchaus lohnenswert sein:

· Höhere Mitarbeiterzufriedenheit & Bindung: Die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, macht Arbeitgeber attraktiver und erhöht die Motivation der Angestellten.

· Employer Branding: Firmen, die Workation anbieten, haben einen Wettbewerbsvorteil bei der Suche nach Fachkräften.

· Kosteneinsparungen: Weniger Präsenzzeiten im Büro bedeuten weniger Kosten für Infrastruktur.

· Teambuilding bei Gruppen-Workations: Wenn mehrere Mitarbeitende gemeinsam auf Workation gehen, kann das den Teamgeist stärken.

2. Herausforderungen, die bedacht werden müssen

Doch es gibt auch Schattenseiten, die Unternehmen nicht ignorieren dürfen:

· Produktivität & Kontrolle: Wie stellt man sicher, dass Mitarbeitende auch wirklich arbeiten?

· Datenschutz & IT-Sicherheit: Arbeiten im Ausland birgt Sicherheitsrisiken – von unsicheren Netzwerken bis hin zu Datenlecks.

· Arbeitsrechtliche Verantwortung: Auch aus der Ferne ist das Unternehmen für den Arbeitsschutz verantwortlich.

3. Klare Regeln sind essenziell

Damit Workation für beide Seiten funktioniert, braucht es klare Vereinbarungen:

· Zusatzvereinbarung im Arbeitsvertrag: Hier sollte genau festgelegt sein, welche Rechte und Pflichten bestehen.

· Technische Infrastruktur: Unternehmen müssen sicherstellen, dass Mitarbeitende über sichere Netzwerke und VPNs arbeiten.

· Steuern & Sozialversicherung beachten: Eine Betriebsstätten-Analyse kann verhindern, dass Unternehmen steuerliche Probleme bekommen.

Workation ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann sie zu motivierteren und zufriedeneren Mitarbeitenden führen, andererseits bringt sie rechtliche, technische und organisatorische Herausforderungen mit sich. Wer Workation als Modell anbieten möchte, sollte klare Richtlinien aufstellen und sich der Risiken bewusst sein.

Lohnt sich Workation wirklich?

Ob Workation für Euch als Arbeitnehmer oder Unternehmen sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab. Klar ist: Es kann eine geniale Möglichkeit sein, neue Energie zu tanken und die Arbeit mit einem Tapetenwechsel aufzulockern. Aber es braucht Planung, Disziplin und klare Absprachen, damit es kein Chaos gibt. Wer sich gut vorbereitet, kann von Workation profitieren – und das Beste aus Arbeit und Reisen kombinieren.