Wie Wirtschaftskriminelle Polizei und Justiz fordern
25.04.2025
Strafverfahren im Bereich Wirtschaftskriminalität werden zunehmend komplexer und internationaler. «Nicht selten begehen die Täterinnen und Täter Straftaten aus dem Ausland heraus», teilte ein Sprecher des Innenministeriums in Stuttgart mit.
Fahnder arbeiten international zusammen
Dadurch, dass die Täter und Täterinnen grenzüberschreitend handeln, setzen auch die Ermittler auf internationale Kooperation. So arbeiten die baden-württembergischen Behörden dem Ministerium zufolge unter anderem mit der Europäischen Staatsanwaltschaft, der europäischen Polizeibehörde Europol und der internationalen Polizeiorganisation Interpol zusammen.
Aber auch im Land selbst gibt es Fachleute für das Thema. So sind in Stuttgart und Mannheim Schwerpunktstaatsanwaltschaften für Wirtschaftskriminalität angesiedelt sowie bei der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe die Zentralstelle für Vermögensabschöpfung und das Cybercrime Zentrum Baden-Württemberg.
Bei der Inspektion «Zentralstelle für Finanzermittlungen» des Landeskriminalamts gibt es eine gemeinsame Finanzermittlungsgruppe Polizei und Zoll. In Vorbereitung sei eine ressortübergreifende Ermittlungseinheit zur Bekämpfung der Finanzkriminalität in Baden-Württemberg.
Vierbeinige Spürnasen
Bei der Polizei würden seit 2014 mit Einführung der Sonderlaufbahn Wirtschaftskriminalistin/Wirtschaftskriminalist extern ausgebildete Spezialistinnen und Spezialisten eingestellt, teilte der Sprecher mit.
Zudem nahmen Anfang 2024 die ersten ausgebildeten Datenträgerspürhunde im Südwesten die Arbeit auf. Sie sollen etwa bei Ermittlungen zur Wirtschaftskriminalität, aber auch etwa Kinderpornografie, ihren menschlichen Kolleginnen und Kollegen dabei helfen, relevante Datenträger zu entdecken.
Wirtschaftskriminalität verursacht hohen Schaden
Die Zahl der Straftaten aus dem Bereich Wirtschaftskriminalität insgesamt ist dem Sicherheitsbericht 2024 zufolge im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 36 Prozent auf 5.524 gestiegen. Diese Summe liege in etwa auf dem Niveau des Mittelwertes der vergangenen fünf Jahre, schrieben die Fachleute.
Der verursachte Schaden sei im Vergleich zu 2023 um gut 57 Prozent auf rund 265 Millionen Euro gesunken. Das macht den Angaben nach gut ein Drittel des gesamten Schadens aus, der in Baden-Württemberg durch Straftaten entsteht.
Untreuehandlungen schlugen dem Bericht zufolge mit insgesamt rund 60 Millionen Euro zu Buche. Bei Insolvenzstraftaten seien es etwa 25 Millionen Euro gewesen, bei Anlage- und Subventionsbetrug jeweils 20 Millionen Euro.
2020 fast doppelt so viele Straftaten
Dem Sprecher zufolge schwanken die Zahlen bei Wirtschaftskriminalität stark. Das liege vor allem an sogenannten Sammelverfahren: Umfangreiche Ermittlungskomplexe mit mehreren Hunderten oder Tausenden Einzelfällen und mitunter sehr hohen Schadenssummen könnten hier zusammenkommen.
Beispielsweise für 2020 weist die Statistik 10.624 Straftaten aus. Damals hätten die Polizeipräsidien Offenburg, Stuttgart und Ulm drei solche umfangreiche Verfahren gehabt. Subventionsbetrug im Zusammenhang mit Corona-Soforthilfen mache bemessen am Schaden indes nur einen geringen Anteil aus.
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