«Wie Löwen»: Bayer kommt Champions League gegen RB näher
Bayer-Trainer Xabi Alonso versank in einer Jubeltraube vor der Leverkusener Bank.
Die Werkself, beim Amtsantritt des Spaniers im Oktober noch Vorletzter, besiegte RB Leipzig am Sonntag etwas glücklich mit 2:0 (1:0) und rückte nach dem 13. Pflichtspiel ohne Niederlage als Sechster bis auf vier Zähler an die Sachsen heran. Drei Tage nach dem Halbfinal-Einzug in der Europa League nahm Bayer in der Fußball-Bundesliga Tuchfühlung zu den Champions-League-Plätzen auf.
«Es läuft überragend gerade bei uns, ich bin sehr, sehr stolz auf die Mannschaft», sagte Bayers starker Innenverteidiger Jonathan Tah im Streamingdienst DAZN und lobte die Kollegen: «Wie Löwen als Mannschaft verteidigt.» Tah kündigte für den Saison-Endspurt an: «Wir machen weiter, wir sind nicht zufrieden.» RB-Trainer Marco Rose ärgerte sich dagegen: «Das war das x-te Spiel diese Saison, was wir einfach nicht verlieren dürfen.»
Der bisherige Tabellen-Vierte Leipzig rutschte durch die schon achte Saison-Niederlage aus den Champions-League-Rängen und belegt nun direkt vor Bayer Platz fünf. Adam Hlozek (40. Minute) und Nadiem Amiri per Foulelfmeter (86.) erzielten Leverkusens Tore. Die Sachsen belohnten sich für ihre klare Überlegenheit in der zweiten Halbzeit nicht und verloren Dominik Szoboszlai vor dem Elfmeter durch eine Gelb-Rote Karte.
Leipzig zielstrebig, aber «nicht konsequent genug»
«In den entscheidenden Momenten waren wir nicht konsequent genug, sowohl offensiv als auch defensiv», sagte RB-Profi Benjamin Henrichs und sprach von einem Rückschlag. «Das ist so ein Muster, was uns Punkte kostet. Wir sind nicht effektiv genug.»
Bei Bayer standen gleich drei der wichtigsten Leistungsträger der vergangenen Wochen gar nicht im Kader. Nationalspieler Florian Wirtz fehlte nach Vereinsangaben wegen Magen-Darm-Problemen und saß mit blau-weißer Basecap auf der Tribüne. Abwehrspieler Edmond Tapsoba wurde wegen muskulärer Probleme als Vorsichtsmaßnahme geschont, der argentinische Weltmeister Exquiel Palacios wurde nicht rechtzeitig fit.
Die Leipziger, denen Nationalspieler David Raum wegen einer Gelbsperre fehlte, waren zunächst die frischere und aktivere Mannschaft. Timo Werner hatte in der sechsten Minute aus spitzem Winkel schon die Führung auf dem Fuß, schoss Bayer-Keeper Lukas Hradecky aber gegen den Brustkorb.
Die Leverkusener, die in den vergangenen Wochen ihr Offensivspiel mehr aus einer kompakten Defensive aufzogen, standen diesmal noch tiefer. Doch dann bekamen sie plötzlich die Konterchance schlechthin, als Mitchel Bakker, Kerem Demirbay und Moussa Diaby nach einem Leipziger Eckball zu dritt gegen einen aufs Tor zuliefen und den Ball vertändelten (28.). Piero Hincapiés Fernschuss aus 30 Metern unterschätzte Torwart Janis Blaswich, sodass der Ball gegen die Latte klatschte (32.).
Leverkusen lauert und entscheidet spät
Leipzig hatte im ersten Durchgang über 60 Prozent Ballbesitz und nominell deutlich mehr Torschüsse. Doch die besseren Chancen hatte Leverkusen und die vierte nutzten die Rheinländer dann, als Hlozek eine scharfe Hereingabe von Diaby aus zehn Metern zu seinem fünften Saisontor einschob.
Leipzigs Trainer Marco Rose brachte zur Pause Christopher Nkunku. Deutschlands Fußballer des Jahres hatte nach einem Außenbandriss in der Vorwoche ein 16-minütiges Comeback gegeben. Leipzigs Spiel wurde zwar nur etwas zielstrebiger, doch nun gab es wenigstens Chancen. Vor allem eben durch Nkunku, dem Tah nach einer Parade von Hradecky den Ball in letzter Sekunde vor den Füßen wegschlug (66.). Kurz darauf parierte Hradecky den Kopfball von Willi Orban nach einem Eckball (68.). Frimpong verpasste bei einem Leverkusener Konter noch die Entscheidung (83.), für die dann Amiri vom Elfmeterpunkt sorgte. Nach dem Abpfiff schlug Amiri überschwänglich mit der Hand auf den Rasen.
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