Warnstreiks schränken Bahn- und Luftverkehr im Südwesten ein
Am Bahnsteig und zwei Flughäfen: Zehntausende Pendler und Reisende haben im Südwesten am Freitag wegen Warnstreiks umplanen müssen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte wie erwartet weite Teile des Regional- und Fernverkehrs der Deutschen Bahn und anderer Eisenbahnunternehmen in ganz Deutschland lahmgelegt. Viele S-Bahnen - im Land etwa in Stuttgart und Karlsruhe - fuhren während des mehrstündigen Warnstreiks am Vormittag ebenfalls nicht.
Der Ausstand hatte auch Folgen für Bahnunternehmen wie die SWEG oder Go-Ahead. Sie wurden zwar nicht direkt bestreikt - dafür aber viele Stellwerke, ohne die kein Schienenverkehr möglich ist. Größeres Chaos blieb aber aus: Im Zugverkehr hatten sich die meisten Fahrgäste auf den Ausstand eingestellt. Bahnhöfe blieben am Vormittag weitgehend leer. Ob es auf den Straßen voller war als an einem normalen Freitag, konnte ein Sprecher des Verkehrswarndienstes aber nicht einschätzen.
Nach Ende des Arbeitskampfes lief zunächst der Regionalverkehr wieder an, zwei Stunden später der DB-Fernverkehr. Auswirkungen sollten aber noch bis in den Abend hinein spürbar sein. Nach EVG-Angaben streikten deutschlandweit mehr als 23.000 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner.
An den Flughäfen Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden haben am Freitag zudem Beschäftigte der Luftsicherheitsdienstes die Arbeit niedergelegt, also unter anderem Mitarbeiter der Fluggastkontrolle. Dazu hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen. Ähnliche Ausstände gab es an den Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf und Hamburg.
Deutlich längere Wartezeiten und gestrichene Flüge waren die Folge. In der Landeshauptstadt konnte nach Angaben des Airports den ganzen Tag über keine Passagiermaschine abheben. Bei den Ankünften mussten 53 Flüge gestrichen werden. Ursprünglich waren 223 Flugbewegungen geplant gewesen. Der Ausstand in Stuttgart sollte in der Nacht zum Freitag enden, der am Baden-Airpark am Samstag um 24.00 Uhr.
Hintergrund der Ausstände sind zwei verschiedene Tarifkonflikte: Die EVG verhandelt seit Ende Februar parallel mit 50 Bahnunternehmen neue Tarifverträge. Davon betroffen sind rund 230.000 Beschäftigte, allein 180.000 davon arbeiten bei der Deutschen Bahn. Mit den Vertretern des bundeseigenen Konzerns will sich die EVG am Dienstag erneut in Fulda treffen, Verhandlungen mit anderen Unternehmen folgen in den Tagen danach. Falls die Gespräche keine Ergebnisse bringen sollten, stellte die EVG bereits neue Warnstreiks in Aussicht.
Die Flughafen-Warnstreiks gehen auf Verhandlungen zwischen Verdi und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) zurück. Beide Parteien verhandeln unter anderem über die Bezahlung von Überstunden und Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit. Ein Angebot des BDLS lehnte Verdi als nicht einigungsfähig ab. Die Verhandlungen sollen am 27. und 28. April fortgesetzt werden.
Erst Ende März hatten EVG und Verdi mit einem gemeinsamen Warnstreik den öffentlichen Verkehr in Deutschland weitgehend lahmgelegt. Die parallelen Ausstände am Freitag sind nach EVG-Angaben aber Zufall. Eine Abstimmung soll es nicht gegeben haben.
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