Wahlkreissieger fordern Wahlrechtsreform
24.02.2025
Zwei Kandidaten der CDU, die nicht in den Bundestag einziehen, obwohl sie in ihren Wahlkreisen die meisten Stimmen bekommen haben, fordern eine Änderung des Wahlrechts. «Es ist genau das eingetreten, wovor wir bei der Debatte um dieses Ampelwahlrecht gewarnt haben. Nämlich, dass in Deutschland jetzt mehrere Wahlkreise verwaist sind», sagte Christoph Naser (Wahlkreis Tübingen).
«Mein Vorschlag wäre, dass die Wahlkreise insgesamt etwas vergrößert werden in ganz Deutschland. Wenn man die Anzahl der Wahlkreise reduziert, hat man automatisch weniger Grundmandate. Dadurch wäre eine Reduktion der Gesamtanzahl der Abgeordneten im Bundestag möglich», so Naser.
Nach der Wahl wüssten viele Leute gar nicht, wie sie mit ihm umgehen sollten. «Gratulieren oder das Bedauern ausdrücken? Ich bin darüber enttäuscht, dass ich meinen Wählerauftrag nicht annehmen kann. Alles in mir sagt: Los geht's. Ich würde jetzt am liebsten nach Berlin marschieren und mit der Arbeit loslegen.»
Wahlkreissieger Maximilian Mörseburg (Stuttgart II) spricht von einem unhaltbaren Zustand. «Das ist für mich einfach nicht hinnehmbar.» Ihm persönlich gehe es gut. Das Wahlrecht müsse aber geändert werden. «Jeder Wahlkreis hat das Recht darauf, in einer repräsentativen Demokratie im Bundestag vertreten zu sein. Es gibt viele Möglichkeiten, zum Beispiel die Anzahl der Wahlkreise zu reduzieren.»
In Baden-Württemberg dürfen insgesamt sechs CDU-Wahlkreissieger nicht in den Bundestag einziehen. Betroffen sind neben Christoph Naser und Maximilian Mörseburg Alexander Föhr (Heidelberg), Moritz Oppelt (Rhein-Neckar), Stefan Glaser (Lörrach-Müllheim) und Melis Sekmen, die in Mannheim von den Grünen zur CDU gewechselt war.
Der Nicht-Einzug mehrerer Wahlkreissieger hat im Südwesten auch zur Folge, dass drei Wahlkreise überhaupt keinen Abgeordneten nach Berlin schicken. Weil die Direktkandidaten nicht zum Zug kamen und zugleich kein anderer Bewerber über die Landeslisten der Parteien den Einzug in den Bundestag schaffte, entsenden die Wahlkreise Tübingen, Stuttgart II und Lörrach nach Angaben der Bundeswahlleiterin künftig keinen Vertreter ins Parlament.
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