WM-Halbfinale: Was spricht gegen die USA für Deutschland?
Das WM-Halbfinale gegen Olympiasieger USA ist für Deutschlands Basketballer das bedeutendste Länderspiel seit 18 Jahren. Doch haben die Schützlinge von Gordon Herbert heute (14.40 Uhr/Magentasport) überhaupt eine ernsthafte Chance gegen das Starensemble mit zwölf NBA-Stars?
Was spricht für Deutschland?
Überraschungsfaktor
Die USA haben das komplette WM-Turnier mit dem ganzen Kader absolviert, Deutschland konnte sich also gezielt vorbereiten. Beim deutschen Team fehlte Schlüsselspieler Franz Wagner in vier von sechs Spielen, das macht es für den Gegner schwierig. «Wir haben viel Videomaterial der letzten zwei Jahre, wissen also, wie gut, wie vielseitig Franz ist. Er hat gegen Lettland sehr gut gespielt, aber wir kennen ihn gut und unsere Spieler tun das auch», sagte US-Chefcoach Steve Kerr. Wagner dürfte in die Startformation zurückkehren.
Präsenz unter den Körben
Die größte Schwäche hat der Olympiasieger unter dem Korb. Jaren Jackson Jr. gerät als einziger echter Center immer wieder in Foulprobleme. Sowohl gegen Litauen (minus 16) als auch gegen Montenegro (minus 18) verloren die USA deutlich das Rebound-Duell. Gut für Deutschland: Gerade auf den großen Positionen ist das Herbert-Team mit Daniel Theis, Johannes Voigtmann, Moritz Wagner und Johannes Thiemann bestens aufgestellt.
Abu-Dhabi-Test
In der hochmodernen Etihad Arena gingen zwar die USA beim 99:91 als Sieger vom Feld, doch Dennis Schröder und Co. wurden zur härtesten Prüfung für die Startruppe. Das Zusammenspiel zwischen Schröder und Theis machte den USA genauso Probleme wie der bewegliche Franz Wagner. Die zwischenzeitliche 16-Punkte-Führung deutet darauf hin, dass der EM-Dritte die USA vor riesige Probleme stellen kann.
Was spricht für die USA?
Talentlevel
Mit Blick auf das Talent macht den USA bei dieser WM keiner etwas vor. Superstars wie Kevin Durant, Stephen Curry oder Jayson Tatum sind zwar nicht dabei, doch das Team von Erfolgscoach Kerr enthält zwölf NBA-Profis und ist stimmig zusammengestellt. Die Flügelspieler Anthony Edwards und Mikal Bridges sind die besten Punktesammler, Talent Paolo Banchero bringt Energie und Vielseitigkeit von der Bank. Dreipunktespezialist Austin Reaves, der wegen seiner Wurzeln fast für Deutschland gespielt hätte, ist ein weiterer Garant.
Momentum
Das 104:110 gegen Litauen ist bei den USA längst abgehakt. Nur zwei Tage später wurde Italien im Viertelfinale mit 100:63 geschlagen, die 40 Minuten wurden zu einer Basketball-Show. «Was ihnen sehr geholfen hat, war die Niederlage gegen Litauen. Das war ein Weckruf», sagte Bundestrainer Herbert. Deutschland ist zwar bei der WM noch ungeschlagen, kommt aber aus dem schwächsten Auftritt beim 81:79 gegen Lettland ins Halbfinale.
Dynamik und Athletik
Bälle erobern und dann zügig nach vorne: Der Schnellangriff ist die große Stärke des US-Teams. Coach Herbert nannte es als einen großen Schlüssel zum Erfolg, die USA im Halbfeld zu halten und so wenig Schnellangriffe wie möglich zuzulassen. Dafür müssen Schröder und Co. den Ball gut kontrollieren. Zu viele deutsche Ballverluste könnten das Spiel schnell einseitig werden lassen.
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