Wie groß ist das Problem mit Schulschwänzern in Baden-Württemberg? (Symbolbild), © Julian Stratenschulte/dpa
Wie groß ist das Problem mit Schulschwänzern in Baden-Württemberg? (Symbolbild) Julian Stratenschulte/dpa, dpa
  • News Allgemein

Viele Schulschwänzer? Verband will Zahlen vorstellen

28.03.2025

Mal den nervigen Mathematik-Unterricht am Nachmittag sausenlassen oder im Sportunterricht blau machen - das dürften manche aus ihrer Schulzeit kennen. Schulschwänzen kann aber auch so weit gehen, dass einzelne Schülerinnen und Schüler nicht mehr regelmäßig im Unterricht erscheinen. Dann spricht man auch von Schulabsentismus. Der Berufsschullehrerverband (BLV) hat dazu eine Umfrage gemacht und will die Ergebnisse am Freitag (11.00 Uhr) vorstellen. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie groß ist das Problem?

Das ist nicht genau bekannt. Das Kultusministerium führt keine Statistik zu Schulschwänzern. Man wolle die Schulen vor zu viel Bürokratie schützen, teilte ein Ministeriumssprecher mit.

Es gibt aber Hinweise auf die Lage. Bereits im vergangenen Sommer berichtete der Berufsschullehrerverband von einer Zunahme an Schulschwänzern. «Aus dem ganzen Land erreichen uns Berichte über abgetauchte Schülerinnen und Schüler. Viele Jugendliche, die nach dem Abschluss oder Abbruch einer allgemeinbildenden Schule berufsschulpflichtig sind, kommen an den beruflichen Schulen überhaupt nicht an», sagte die stellvertretende Vorsitzende des BLV, Michaela Keinath.

Auch tauchten während des Schuljahres immer mehr Jugendliche einfach ab und blieben dem Unterricht fern. An beruflichen Gymnasien gehe es um etwa zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler, in anderen Bereichen des beruflichen Schulsystems auch um bis zu 20 Prozent, sagte Keinath damals. Zahlen zur aktuellen Lage an den Berufsschulen will der Verband am Freitag vorstellen.

Warum schwänzen Schüler den Unterricht?

Die Ursachen dafür sind aus Sicht des Kultusministeriums vielfältig. Möglich seien individuelle Gründe, wie etwa schlechte Schulleistungen, Überforderung oder häufiges Sitzenbleiben. Auch familiäre Ursachen wie eine geringe Erwartung der Eltern oder einschneidende Erlebnisse in der Familie seien Risikofaktoren. Schlechte Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern sowie zwischen Schülern untereinander kämen ebenfalls in Betracht, schreibt das Kultusministerium in der Antwort auf die SPD-Landtagsanfrage.

Welche Strafen drohen?

Die Verletzung der Schulpflicht ist eine Ordnungswidrigkeit, die die Schulen nach Angaben des Kultusministeriums an die Ordnungsämter melden sollen. Diese leiten Bußgeldverfahren gegen die Eltern ein. Zudem sollen die Schulen die zuständigen Jugendämter informieren, wenn gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen. Im Extremfall kann auch den Eltern das Sorgerecht in Schulangelegenheiten entzogen werden.

Fehlen Schülerinnen und Schüler nur immer mal wieder, kann die Schule auch sogenannte Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen ergreifen und etwa Nachsitzen verordnen. Zudem können häufige Fehlzeiten in das Zeugnis eingetragen werden. Wer unentschuldigt bei Prüfungen fehlt, kann außerdem die Note 6 bekommen. Bei Schülern über 14 Jahren kann auch gegen den Schüler ein Bußgeld verhängt werden. Zudem kann die Schule bei häufigem krankheitsbedingtem Fehlen ein ärztliches Attest oder ein Zeugnis des Amtsarztes anfordern.

Was können Eltern tun, wenn ihre Kinder schwänzen?

Eltern rät das Kultusministerium, möglichst frühzeitig zu handeln. Bemerkten sie Anzeichen von Schulabsentismus bei ihren Kindern, sollten sie schnell mit den Klassenlehrern Kontakt aufnehmen. Helfen könne auch, das Daheimbleiben der Kinder nur bei eindeutiger Krankheit zu erlauben und auch nicht durch Fernsehen, PC, Smartphone oder andere Annehmlichkeiten belohnen. Zudem rät das Ministerium, die eigene Einstellung zu Schule und Lehrkräften zu überprüfen. «Sie sind Vorbild für Ihr Kind», heißt es in einer Handreichung für Eltern.

Ist es überhaupt schlimm, wenn man schwänzt?

Die Folgen von Schulabsentismus können nach Angaben des Kultusministeriums weitreichend sein - «sowohl für die betroffene Person als auch für deren Umfeld und die Gesellschaft insgesamt», teilte ein Sprecher mit. So könne Schwänzen für die Schülerinnen und Schüler zu Bildungslücken, Schulabbruch, schlechteren Zukunftschancen und sozialer Isolation führen. Innerhalb der Familien seien zudem Konflikte die Folge. Die Gesellschaft sei zudem durch langfristige Arbeitslosigkeit betroffen. «Mit zunehmender Dauer und Häufigkeit der Fehlzeiten ergeben sich immer weitreichendere Konsequenzen», heißt es in einer Handlungsempfehlung für Schulen. Deswegen sei es wichtig, möglichst früh zu reagieren.

© dpa-infocom, dpa:250328-930-416709/1