Die Straße zu dem Kinder- und Jugendhilfezentrum in Wunsiedel ist abgesperrt. In der Einrichtung ist eine Zehnjährige tot in einem Zimmer gefunden worden., © Daniel Vogl/dpa
Die Straße zu dem Kinder- und Jugendhilfezentrum in Wunsiedel ist abgesperrt. In der Einrichtung ist eine Zehnjährige tot in einem Zimmer gefunden worden. Daniel Vogl/dpa, dpa
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Tote Zehnjährige in Wunsiedel - Entsetzen und viele Fragen

05.04.2023

Ein zehn Jahre altes Mädchen ist in einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung im oberfränkischen Wunsiedel tot aufgefunden worden. Eine Obduktion des Leichnams des Kindes ergab nach ersten Erkenntnissen Anzeichen für ein Fremdverschulden, wie die Polizei mitteilte.

Im Fokus der Ermittler stehen zwei minderjährige Jungen und ein Jugendlicher. Doch unklar war zunächst, inwieweit eine Beteiligung dieser ursächlich für den Tod des Mädchens gewesen sein könnte und ob es sich womöglich um einen Unfall gehandelt haben könnte.

Die Jungen sind zunächst nicht in Polizeigewahrsam gekommen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Stattdessen seien sie in einer Einrichtung des Jugendschutzes.

Am Mittwochmittag steht ein Polizeiauto auf dem Gelände der Einrichtung, das Gebäude ist weiträumig abgesperrt. Am Tag zuvor hatten Angestellte das Mädchen, das in der Einrichtung betreut wurde, leblos in einem Zimmer gefunden. Ein Notarztteam konnte nur noch den Tod der Zehnjährigen feststellen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilten.

Obduktion bringt Klarheit

Eine Obduktion des Leichnams des Mädchens habe nach ersten Erkenntnissen Anzeichen für ein Fremdverschulden ergeben, teilten sie mit. Im Fokus der Ermittlungen stehen zwei Jungen im Alter von 11 Jahren und ein 16-Jähriger, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr.

So gibt es demnach Indizien dafür, dass die drei Jungen am Tod des Mädchens beteiligt waren. Doch vieles ist zunächst unklar. Auch, ob es sich etwa um einen Unfall gehandelt haben könnte. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kamen die drei Jungen nicht in Polizeigewahrsam, sondern wurden in einer Einrichtung des Jugendschutzes untergebracht.

Innenminister Herrmann fordert schnelle Aufklärung

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) teilte mit: «Diese schreckliche Tat hat mich zutiefst bestürzt und lässt mich fassungslos zurück.» Seine Gedanken seien auch bei den Hinterbliebenen, für die eine Welt zusammengebrochen sei. Wichtig sei, dass nun möglichst schnell geklärt werde, wer an der Tat beteiligt gewesen sei und welche Hintergründe es dafür gegeben habe.

Die Ermittler konzentrierten sich allein auf die Einrichtung, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Hof. Das bedeute, auf die Angestellten und die dort untergebrachten Kinder und Jugendlichen. Auch am Mittwoch war die Polizei weiterhin mit Spurensicherung beschäftigt und befragte zahlreiche Zeugen.

Im dem Kinder- und Jugendhilfezentrum in Wunsiedel sind nach eigenen Angaben in der Regel normalerweise rund 90 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene untergebracht. Die Facheinrichtung sei für junge Menschen und ihre Familien da, die Hilfe zur Erziehung benötigten, hieß es auf der Website des Hauses. Der Träger, die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg, will mit Hilfe eines Krisenstabs das Geschehen aufarbeiten. Die jungen Bewohner brauchten in dieser Situation vertraute Menschen, die sich weiterhin um sie kümmerten, hieß es.

Die Behörden haben den Fall laut einem Sprecher erst am Mittwoch bekannt gemacht, um am Dienstag zunächst umfangreich Spuren sichern und Zeugen befragen zu können. Die Stadt Wunsiedel im Fichtelgebirge hat rund 9200 Einwohner. Sie liegt etwa 90 Kilometer nordöstlich von Nürnberg und nur wenige Kilometer von der Grenze zu Tschechien entfernt.

© dpa-infocom, dpa:230405-99-217920/10