Eine neue Ausstellung in Stuttgart setzt sich mit dem öffentlichen Baden und seiner oft nicht wirklich demokratischen Geschichte auseinander., © Martin Oversohl/dpa
Eine neue Ausstellung in Stuttgart setzt sich mit dem öffentlichen Baden und seiner oft nicht wirklich demokratischen Geschichte auseinander. Martin Oversohl/dpa, dpa
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Stuttgarter Bade-Ausstellung im «Schwimmbecken» des Museums

12.12.2024

Ein Schwimmbad nur für Männer, nur für queere Menschen oder für Weiße, streng getrennt nach Fürsten und Armen? In öffentlichen Bädern sind sich im Laufe der Jahrhunderte Menschen mit völlig unterschiedlichen Lebensstilen und Moralvorstellungen begegnet. Harmonisch ging es dabei nicht immer zu, wie die große Sonderausstellung «Frei Schwimmen – Gemeinsam?!» im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart zeigt.

Gemeinsames Baden, das will die Ausstellung verdeutlichen, ist selbst in einer Demokratie keine Selbstverständlichkeit. Und jedes Schwimmbad verrät so einiges über seine Zeit, die Menschen und ihre Gesellschaft. Mit mehr als 200 Objekten und Fotos wird bis zum 14. September 2025 gezeigt, wie neben Gleichberechtigung und Demokratie auch Sexismus und Rassismus, Ausgrenzung und Vorurteile das öffentliche Baden geprägt haben. Dabei ist bereits der Ausstellungsraum als 35-Meter-Becken gestaltet und lädt somit buchstäblich dazu ein, in die Geschichte des Badens einzutauchen.

«Wie frei geschwommen werden kann, erzählt uns, wie frei die Gesellschaft insgesamt ist», sagte Kurator Sebastian Dörfler vor der Eröffnung der Schau am Freitag (13.12.). Eine Rolle spielen da das sanktionierte Nacktbaden vor über 200 Jahren in Ulm, die aus Bissingen im Kreis Esslingen stammende Trudy Ederle, die als erste Frau den Ärmelkanal durchschwamm, und Carlo Pedersoli alias Bud Spencer. Er stieg vor seiner Schauspielkarriere auch als Schwimmer in Schwäbisch Gmünd ins Wasser.

Präsentiert werden zudem Stücke aus dem Fürstenbad «Bad Wildbad» sowie Instrumente der «Körperoptimierung» aus den Volksbädern Mannheim und Stuttgart-Heslach. Außerdem ist die Tür des für Männer streng verbotenen Damenbads im Lorettobad Freiburg und der sogenannte Burkini zu sehen, mit dem eine Muslima nicht ins Hallenbad in Konstanz eingelassen wurde.

Mit dem öffentlichen Baden und seiner oft nicht wirklich demokratischen Geschichte setzt sich eine neue Ausstellung in Stuttgart auseinander.(Handout), © Daniel Stauch/HDGBW/dpa

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