Nach kurzem Einbruch: Mittelstädt tut VfB wieder «supergut»
Maximilian Mittelstädt wird gegen den VfL Wolfsburg ziemlich sicher wieder in der Startelf des VfB Stuttgart stehen. So wie fast immer in diesem Jahr. Das wäre eigentlich keine besondere Nachricht nach den starken Leistungen des Nationalspielers in der vergangenen Bundesliga-Saison und zuletzt beim furiosen 5:1 gegen Borussia Dortmund – wenn da nicht seine Schwächephase im Sommer gewesen wäre. Sogar Zweifel am grundsätzlichen Niveau des Linksverteidigers wurden im Umfeld des Vizemeisters geäußert. Bei Sebastian Hoeneß nicht.
Leistungsdelle in der Saisonvorbereitung
Mittelstädt sei in Stuttgart nach der Europameisterschaft «nicht gut reingekommen» in die Saisonvorbereitung», sagte der VfB-Trainer vor dem Spiel in Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky), wo die Schwaben auf den dritten Sieg in Serie hoffen. «Er war körperlich nicht auf der Höhe.» Ansonsten scheint der Coach aber eher genervt zu sein von der Beurteilung Mittelstädts.
«Auch bei der EM habe ich nicht gesehen, dass er einen Leistungsabfall hatte», meinte der 42-Jährige. «Das ist für mich jetzt nicht wie ein Comeback. Er hatte nur eine ganz kurze Phase, in der er nicht reinkam in die Saison.»
Hoeneß stört es zudem, wenn die Leistung von Spielern auf eine einzige Szene reduziert wird. So wie bei Mittelstädt, als ihm kürzlich in der Champions-League-Partie bei Real Madrid ein grober Schnitzer unterlief, der den Gastgebern die 1:0-Führung ermöglichte. Wäre der Stuttgarter in dieser Szene im Mittelfeld konsequenter zum Ball gegangen, wer weiß, ob der spanische Titelverteidiger am Ende tatsächlich mit 3:1 gewonnen hätte. So jedenfalls lautete eine der Fragen im Estadio Bernabéu.
Hoeneß ärgert Fokus auf einzelne Fehler
«Da wird viel zu viel reduziert auf einen Fehler, den er möglicherweise gemacht hat», sagte Hoeneß bereits nach dem Dortmund-Spiel. Auch in Madrid sei Mittelstädt insgesamt nicht schlecht gewesen. «Maxi ist gerade wieder richtig am Kommen - insbesondere nach der Länderspielpause.»
Auch wenn Hoeneß mit dem Wort «Pause» das Unterbrechen der Bundesliga zugunsten der Nations League meinte: Für Mittelstädt waren die Länderspiele der deutschen Nationalelf tatsächlich eine Art Pause - eine sportlich jedoch wenig positive. Denn er saß sowohl gegen Ungarn (5:0) als auch in den Niederlanden (2:2) 90 Minuten auf der Bank.
Es war die Folge des Konkurrenzkampfs mit David Raum von RB Leipzig, der ihm im Laufe der EM trotz Mittelstädts starkem Beginn den Rang abgelaufen hat. Dabei hatte ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann im März noch als einen der vier besten Linksverteidiger der Welt bezeichnet.
Zum Schnäppchenpreis aus Berlin gekommen
Doch wer möglicherweise befürchtet hat, dass sich der Höhenflug des 27-Jährigen nach nur einer Bundesliga-Saison schon wieder erledigt hat, kann sich nun beruhigen. Der gebürtige Berliner, der vor gut einem Jahr für nur 500.000 Euro von Hertha BSC gekommen war, ist wieder da. Nach dem Sieg gegen Dortmund könnte man auch sagen: und wie.
Beide Treffer zum 1:0 und 2:0 gegen den BVB bereitete er gekonnt vor, vor dem 3:0 gab er die Flanke zu Atakan Karazor, dessen Kopfballvorlage Enzo Millot ins Tor schoss. Mittelstädt, der seinen Vertrag beim VfB vor vier Wochen bis 2028 verlängert hat, habe schon beim 3:1-Sieg in Mönchengladbach «gut gespielt», sagte Hoeneß. «Maxi ist ein großartiger Kerl, der uns nicht nur fußballerisch, sondern auch als Mensch supergut tut.»
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