Mutter und Söhne sterben auf Gehweg - viele offene Fragen
Engel, Kerzen, Blumen und ein handschriftliches «Warum?» auf einem roten Zettel an einem Glasgefäß liegen dort, wo sich das Unfassbare ereignet hat. Ein Autofahrer kam in Esslingen von der Fahrbahn ab, sein Wagen drehte sich, überwand den Bordstein und erfasste auf dem Gehweg nichtsahnende Fußgänger. Eine 39 Jahre alte Frau und ihre drei und sechs Jahre alten Söhne starben. Zu schwer waren ihre Verletzungen. Der Unfallfahrer kam mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen ins Krankenhaus - genauso wie der Fahrer eines zweiten Autos, mit dem der Unfallfahrer am Dienstagnachmittag kollidierte. Die Ursache des verheerenden Unfalls ist weiterhin ungeklärt.
Gegen den 54 Jahre alten Fahrer wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt. Er schwieg nach Auskunft der Polizei bisher zum Geschehen. «Er macht von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch», sagte eine Polizeisprecherin. Ihm wurde eine Blutprobe entnommen. Hinweise auf eine alkoholische Beeinflussung oder Substanzen habe man zwar nicht. «Aber natürlich wird das geprüft anhand der Blutprobe», sagte die Sprecherin. Ergebnisse des toxikologischen Routinetests, der Alkohol, Drogen und Medikamente detektiere, gebe es bislang nicht.
Unfallursache ist unklar
Wie Nachbarn und Freunde erschüttert berichteten, fahren genau an dieser Stelle häufig Autofahrer viel zu schnell. Laut Polizei ist hier Tempo 50 erlaubt, weil es sich um innerorts handelt. Doch nach innerorts sieht es entlang der Straße, die die beiden Teilorte Esslingens - Weil und Pliensauvorstadt - verbindet, nicht aus. Ackerflächen, Fußball- und Tennisplätze und die Sporthalle Weil liegen am und rund um den Unfallort. Viele Mütter und Väter bringen hier ihre Kinder ins Training. Eine Freundin der Toten, die ihren Namen nicht nannte, sagte, dort gebe es keine Zebrastreifen, keine Blitzer. «Die Fahrzeuge fahren wie irre.»
Es sei völlig offen, warum das passiert sei, sagte die Polizeisprecherin. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Stuttgart wurde bereits am Abend ein Gutachter eingebunden. Er soll die Ursache und den genauen Hergang klären. Bis das Gutachten fertig ist, können demnach aber mehrere Wochen vergehen. Untersucht würden Spuren, Beschädigungen, der technische Zustand des Fahrzeugs. «Wir wollen auch wissen, was in welcher Abfolge geschah», sagte die Sprecherin. Am Tag nach dem Unfall funktionierte die dortige Ampel nicht. Durch den Aufprall wurde der Verteilerkasten in Mitleidenschaft gezogen. Ein Zaun, in den das Unfallauto zuletzt fuhr, war durchbrochen.
Esslingen trauert
Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) zeigte sich erschüttert. Nach dem Unfall bestimme «tiefe Trauer den heutigen Tag. Es ist kaum möglich, den Schmerz und die Trauer in Worte zu fassen.» Klopfer äußerte die dringende Bitte, sich nicht an Spekulationen rund um das Unfallgeschehen zu beteiligen. «Es ist im Sinne aller Beteiligten geboten, die Ermittlungen der Polizei abzuwarten. Sobald die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen sind, werden wir die Situation in der Weilstraße mit den Expertinnen und Experten der Unfallkommission genau analysieren und gegebenenfalls Maßnahmen einleiten.»
Der SPD-Politiker bedankte sich außerdem bei den Hilfskräften. «Als ich gestern Abend an der Unfallstelle war, habe ich selbst erlebt, wie belastend eine solch dramatische Situation auch für die Kräfte vor Ort ist.»
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