Blick auf den Ort der Explosion in Taganrog. Am Freitagnachmittag hatten russische Behörden den Einschlag in der Nähe eines Cafés im Zentrum der südrussischen Großstadt gemeldet., © Uncredited/AP/dpa
Blick auf den Ort der Explosion in Taganrog. Am Freitagnachmittag hatten russische Behörden den Einschlag in der Nähe eines Cafés im Zentrum der südrussischen Großstadt gemeldet. Uncredited/AP/dpa, dpa
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Moskau: Kiew für Raketenangriff in Russland verantwortlich

28.07.2023

Moskau hat Kiew die Schuld am Raketenangriff in der südrussischen Stadt Taganrog am Asowschen Meer gegeben. «Das Kiewer Regime hat eine Terrorattacke (...) gegen die Wohninfrastruktur der Stadt Taganrog im Gebiet Rostow geführt», teilte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram mit. Die russische Luftverteidigung habe die Rakete abgefangen, Trümmerteile seien jedoch herabgefallen.

Am Freitagnachmittag hatten russische Behörden den Einschlag in der Nähe eines Cafés im Zentrum von Taganrog gemeldet. Laut dem Gouverneur der Region Rostow, Wassili Golubew, wurden 15 Menschen verletzt, wovon 9 in Krankenhäuser gebracht wurden. Die Ukrainer sollen laut Moskauer Angaben das Flugabwehrsystem S-200 zur Angriffswaffe umfunktioniert und damit geschossen haben. Das ließ sich zunächst nicht verifizieren.

Golubew, berichtete später von einer zweiten Rakete, die über dem Landkreis Asow unweit von Taganrog abgeschossen worden sei. Die Trümmerteile sollen hier in einer unbewohnten Gegend heruntergekommen sein und keine Schäden angerichtet haben. Unabhängig konnten die russischen Angaben nicht überprüft werden.

Das Ermittlungskomitee in Moskau leitete wegen des Einschlags in Taganrog ein Strafverfahren wegen Terrorismus ein. In der Pressemitteilung der Behörde ist von 13 Verletzten die Rede. Dazu seien mehrere Wohnhäuser und administrative Gebäude beschädigt worden.

Kiew weist Verantwortung zurück

Die Ukraine, die sich seit mehr als 17 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, wies am Abend die Schuld für den Raketeneinschlag im Stadtzentrum zurück. «Die Vorgänge in Taganrog sind nichts anderes als die absolut unfähigen Handlungen der Bediener der russischen Flugabwehr», schrieb Olexij Danilow, Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, auf Twitter. Die Äußerung dürfte auch eine rhetorische Retourkutsche sein: Moskau hatte in der Vergangenheit mehrfach behauptet, nur militärische Ziele in der Ukraine zu beschießen. Zerstörungen in ukrainischen Städten seien das Werk der Kiewer Flugabwehr.

Am Abend gab es erneut in vielen ukrainischen Städten, darunter auch in der Hauptstadt Kiew, Luftalarm. Bei einem Raketeneinschlag in der ukrainischen Millionenstadt Dnipro wurden nach vorläufigen Behördenangaben drei Menschen verletzt. Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge wurde neben einem Wohnhochhaus auch das Gebäude des ukrainischen Geheimdienstes SBU getroffen. Medien berichteten auch von Einschlägen in der Großstadt Saporischschja. Russische Medien hatten zuvor geschrieben, dass aus der Umgebung Saporischschjas die Rakete auf Taganrog abgefeuert worden sei.

Taganrog liegt am Asowschen Meer in unmittelbarer Nähe zum ukrainischen Gebiet Donezk, das russische Truppen in großen Teilen besetzt haben. Die Entfernung zur Frontlinie beträgt etwa 120 Kilometer. Russland beschießt regelmäßig Städte und Gemeinden des Nachbarlandes. Russische Grenzregionen beklagen immer häufiger Beschuss von ukrainischer Seite, wobei Opferzahlen und Schäden dort in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen auf ukrainischer Seite stehen.

© dpa-infocom, dpa:230728-99-583970/3