Mit KI gegen Plastik in der Biotonne
28.03.2025
In der Stadt Reutlingen wird mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz beobachtet, wie viel Plastik in den Tonnen für Biomüll landet. Laut Projektleiter Henrique Barbosa läuft die Mülltrennung beim Biomüll in der Stadt nicht ganz so gut. Deswegen fahren seit einigen Wochen außen und innen mit Kameras und Sensoren ausgestattete Müllwagen durch die Straßen.
Reutlingen ist nicht die erste Stadt in Baden-Württemberg, in der dies gehandhabt wird. Die Qualität des Biomülls wird unter anderem schon in Pforzheim geprüft.
Ab Mai gelten in Deutschland strengere Regeln für die Entsorgung von Biomüll. Wird bei einer Kontrolle durch die Müllabfuhr oder ein Entsorgungsunternehmen ein höherer Störstoffanteil – etwa Plastik – als drei Prozent festgestellt, soll die Biotonne ungeleert stehengelassen werden. Auch Bußgelder sind bei Verstößen möglich.
KI-basierte Kameras entdecken Plastik
Die Detektionssysteme an den Reutlinger Abfallsammelfahrzeugen sind mit KI-basierten Kameras ausgestattet und können Fremdstoffe teilweise bereits vor, spätestens jedoch während des Schüttvorganges erkennen. Zu Fremdstoffen zählen Plastik und Holz, erzählt Mitarbeiter Kai Petruv. «Also alles, was nicht zu Bio gehört, das erkennt die KI und macht davon auch Fotos.»
Über das Ergebnis der KI-Analyse informieren Mitarbeiter der Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR) die Bürger jetzt noch mit Hinweisen. Und zwar mit an der Biotonne angebrachten Aufhängern. Richtig befüllte Tonnen erhalten einen grünen Aufhänger, der das korrekte Sammeln bestätigt. Falsch befüllte Behälter erhalten einen gelben Aufhänger. Das bedeutet: Hier ist noch Verbesserungsbedarf. Geleert werden die Tonnen in dieser Phase aber noch.
Rote Karte und Bußgelder
Schon bald wird es aber ernst. Wenn die KI dann Plastik und sonstige Störstoffe im Biomüll feststellt, folgt ein roter Zettel. Die Tonne bleibt ungeleert stehen. Betroffene Haushalte müssen diese dann von Hand nachsortieren und zur nächsten regulären Leerung bereitstellen oder eine Sonderleerung beauftragen. Diese kostet bis zu 80 Euro.
Fallen die Verunreinigungen erst beim Schüttvorgang auf, ist die Tonne laut Stadt zwar geleert, jedoch wird ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet und gegebenenfalls ein Bußgeldbescheid erlassen.
Die in Reutlingen gesammelten Bioabfälle bilden mit fast 20 Prozent einen großen Teil der häuslichen Abfälle: pro Person fallen jährlich rund 80 Kilogramm an. Allerdings überschreitet der Fremdstoffgehalt des Reutlinger Bioabfalls bereits heute die Grenzwerte teils deutlich, heißt es bei den TBR.
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