Mein Kind ist Linkshänder: Was müsst Ihr beachten?

Wenn Euer Kind die linke Hand bevorzugt, um zu malen, zu schreiben oder Gegenstände zu greifen, gehört Ihr zu den Eltern, deren Kind Linkshänder ist. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung sind Linkshänder – ein faszinierendes Phänomen, das sowohl genetische als auch neurologische Ursachen hat. Aber was genau bedeutet es, wenn Euer Kind Linkshänder ist, und wie könnt Ihr es in seiner Entwicklung bestmöglich unterstützen?

Wie kommt es zur Linkshändigkeit?

Die Frage, warum manche Menschen Linkshänder sind, beschäftigt die Wissenschaft schon seit vielen Jahren. Forscher haben herausgefunden, dass die Händigkeit – also ob jemand die rechte oder linke Hand bevorzugt – im Gehirn verankert ist. Dabei spielt die asymmetrische Verteilung der Gehirnaktivität eine zentrale Rolle. Bei den meisten Rechtshändern ist die linke Gehirnhälfte dominanter und steuert damit die rechte Körperseite. Bei Linkshändern hingegen übernimmt oft die rechte Gehirnhälfte diese Aufgaben.

Auch die Genetik spielt eine entscheidende Rolle. Kinder von Linkshändern haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, selbst linkshändig zu sein. Es gibt jedoch kein einzelnes „Linkshänder-Gen“, sondern es handelt sich um ein Zusammenspiel verschiedener genetischer Faktoren. Umweltfaktoren können ebenfalls Einfluss nehmen, aber sie sind bei der Händigkeit weniger ausschlaggebend als die genetische Veranlagung.

Was unterscheidet Links- von Rechtshändern?

Der Unterschied zwischen Links- und Rechtshändern liegt vor allem in der bevorzugten Hand für feinmotorische Tätigkeiten wie Schreiben, Zeichnen oder Greifen. Doch es geht weit über die bloße Handnutzung hinaus. Linkshänder verarbeiten Informationen oft anders als Rechtshänder, da die Gehirnhälften unterschiedlich arbeiten. Dies kann sich auf verschiedene Bereiche des Lebens auswirken, beispielsweise auf die Kreativität, Problemlösungsstrategien und sogar die Art und Weise, wie linkshändige Menschen Objekte in ihrer Umgebung wahrnehmen.

Während Rechtshänder in einer Welt leben, die hauptsächlich auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist – denkt nur an Scheren, Computer-Mäuse oder Schreibwerkzeuge – müssen sich Linkshänder oft anpassen. Dies erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, was bei Linkshändern oft zu ausgeprägteren kognitiven Fähigkeiten führt.

Die dunkle Vergangenheit: Wie Linkshänder früher behandelt wurden

Vor einigen Jahrzehnten war es für linkshändige Kinder schwer, ihre natürliche Händigkeit auszuleben. Sie wurden oft gezwungen, mit der rechten Hand zu schreiben, da man der Meinung war, dass die linke Hand als „schlecht“ oder „ungezogen“ galt. Diese erzwungene Umerziehung, auch „Umlernen“ genannt, führte bei vielen Kindern zu erheblichen Problemen. Es kam zu Konzentrationsschwierigkeiten, motorischen Störungen und in manchen Fällen sogar zu Sprachproblemen wie Stottern.

Viele der betroffenen Kinder litten unter diesen Maßnahmen, da sie gegen ihre natürliche Veranlagung arbeiten mussten. Sie mussten nicht nur ihre dominante Hand umlernen, sondern auch die damit verbundenen geistigen Prozesse. Zum Glück hat sich das Verständnis in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert, und heute wissen wir, wie wichtig es ist, die natürliche Händigkeit eines Kindes zu respektieren.

Wie könnt Ihr Eure linkshändigen Kinder unterstützen?

Wenn Ihr bemerkt, dass Euer Kind Linkshänder ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Ihr es unterstützen könnt. Zunächst einmal ist es wichtig, die Händigkeit Eures Kindes zu akzeptieren und zu fördern, anstatt es zum Gebrauch der rechten Hand zu drängen. Sorgt dafür, dass es geeignete Werkzeuge für den Alltag hat – zum Beispiel Scheren, Stifte und Schreibhefte, die speziell für Linkshänder entwickelt wurden.

Auch im Schulalltag kann es hilfreich sein, mit den Lehrkräften zu sprechen und sicherzustellen, dass Euer Kind die benötigte Unterstützung erhält. Es gibt heute eine Vielzahl von Hilfsmitteln und Lernmaterialien, die auf die Bedürfnisse von Linkshändern zugeschnitten sind.

Achtet außerdem darauf, dass Euer Kind eine ergonomisch korrekte Sitzposition einnimmt, insbesondere beim Schreiben. So könnt Ihr vermeiden, dass es zu Verspannungen oder Fehlhaltungen kommt.

Insgesamt gilt: Seid geduldig und verständnisvoll. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Wenn Ihr Euer Kind in seiner natürlichen Händigkeit unterstützt, wird es in der Lage sein, seine Fähigkeiten optimal zu entfalten und selbstbewusst durchs Leben zu gehen. Dass sich dies auch in anderen Disziplinen, wie dem Sport auszahlen kann, haben wir Euch in diesem Artikel zusammfasst.