Kommentar: Braucht es noch immer einen CSD?
Beim Christopher Street Day in Münster ist ein Trans Mann totgeschlagen worden, als er zwei Frauen vor verbalen Angriffen bewahren wollte. Es war kein Anschlag und kein Attentat, sondern der ganz alltägliche, tödliche Hass auf queere Menschen. Ein Kommentar von Patrick Seidel aus unserem Hitradio antenne 1-Team.
Jeder Fall von Homophobie ist einer zu viel
“Du Schwuchtel, verpiss dich!” oder “Ich habe ja nichts gegen Schwule - aber öffentlich müssen sie es ja nicht zeigen...” Das alles habe ich mir schon anhören müssen. Ich wurde schon angespuckt, als ich mit meinem damaligen Partner Hand in Hand durch die Stuttgarter Innenstadt gelaufen bin. Das alles ist Homophobie!
Laut Bundesinnenministerium gab es 2020 fast 800 Straftaten von Hasskriminalität gegen queere Menschen - darunter 154 Gewalttaten. Jeder einzelne Fall ist einer zu viel. Und wenn ich dann höre: "Wozu braucht es eigentlich noch den Christopher Street Day, Ihr habt doch schon so viel erreicht" - da platzt mir wirklich der Kragen.
"So lange es verbale oder auch körperliche Attacken auf Schwule, Lesben oder auch Trans-Menschen gibt, braucht es weiter einen CSD. Es braucht aber auch die Gesellschaft, die gegen Hass, Hetze und Gewalt auf die Straße geht und ein deutliches Zeichen setzt."
Auf der Straße Ein deutliches Zeichen gegen Hass setzen
Ja, es ist schon viel erreicht worden - und das ist auch gut so - aber so lange es verbale oder auch körperliche Attacken auf Schwule, Lesben oder auch Trans-Menschen gibt, braucht es weiter einen CSD. Es braucht aber auch die Gesellschaft, die gegen Hass, Hetze und Gewalt auf die Straße geht und ein deutliches Zeichen setzt. Es geht niemanden etwas an, ob ich mit einem Mann oder einer Frau ins Bett oder ob ich den Weg einer Geschlechtsangleichung gehe. Es ist mein Leben und da hat sich niemand einzumischen! Aber so bald ich verbal oder auch körperlich angegriffen werde, mischt sich jemand in mein Leben ein.
Dieser Hass auf queere Menschen hat Malte aus Münster mit seinem Leben bezahlt und sollte uns alle noch mal wachrütteln. Homo- oder Transphobie gehört in Deutschland leider immer noch zur Tagesordnung.