Kinder im Straßenverkehr: Wann Können Eure Kleinen Was?
Die Teilnahme am Straßenverkehr ist für Kinder eine große Herausforderung. Es gibt viele Fähigkeiten, die erst im Laufe der Zeit entwickelt werden. Hier erfahrt Ihr, was Eure Kinder in welchem Alter können und worauf Ihr achten müsst, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Wahrnehmung und Gefahrenbewusstsein
Sehen
Die meisten Informationen im Straßenverkehr nehmen wir über die Augen auf. Kinder verlassen sich hierbei nahezu ausschließlich auf das, was sie sehen. Doch ihre Sehfähigkeit ist noch eingeschränkt:
• Mit etwa 5 Jahren: Kinder können Farben gut unterscheiden und erkennen, ob eine Ampel auf „Grün“ oder „Rot“ steht. Allerdings haben sie Schwierigkeiten, Entfernungen und Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen.
• Einschränkungen im Sichtfeld: Kinder sehen wie durch Scheuklappen und ihr Blickfeld ist deutlich enger als das von Erwachsenen. Dadurch übersehen sie vieles, was für Erwachsene im Augenwinkel sichtbar ist.
• Perspektivwechsel: Jüngere Kinder sehen ausschließlich aus ihrer eigenen Perspektive. Was sie nicht sehen, existiert für sie nicht.
• Verarbeitung von Sinneseindrücken: Kinder brauchen länger, um das Gesehene zu verarbeiten. Deshalb wirken auf sie alle Autos schnell und sie können oft nicht zwischen stehenden und fahrenden Fahrzeugen unterscheiden.
Hören
Neben dem Sehen ist das Hören eine zentrale Fähigkeit zur sicheren Teilnahme am Straßenverkehr. Auch hier gibt es grundlegende Unterschiede zu Erwachsenen:
• Hörvermögen mit 6 Jahren: Das Gehör ist zwar ausgereift, doch Kinder können wichtige Geräusche aus der Vielzahl der wahrgenommenen Geräusche nicht immer herausfiltern.
• Richtungshören: Kindergartenkinder haben Schwierigkeiten zu erkennen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt.
• Verarbeitung von Geräuschen: Kinder brauchen länger, um Gehörtes zu verarbeiten und verlassen sich oft mehr auf das, was sie sehen.
Konzentration und Ablenkung
Kindergartenkinder
Vorschulkinder lassen sich leicht ablenken und konzentrieren sich nur auf das, was sie gerade interessiert. Gefahren erkennen sie noch nicht und sie können Gelerntes nicht auf andere Situationen übertragen:
• Klassische Gefahren: Ein Ball rollt auf die Straße und ein Kind läuft hinterher. Oder ein Kind weicht aus Angst vor einem Hund auf die Fahrbahn aus.
• Gefahrenbewusstsein: Jüngere Kinder haben kein Gefahrenbewusstsein und richten ihre gesamte Aufmerksamkeit auf eine Sache. Alles andere existiert in dem Moment für sie nicht.
Grundschulkinder
Im Grundschulalter entwickeln sich die Fähigkeiten zur Gefahrenwahrnehmung und Konzentration weiter:
• Gefahren erkennen: Ab etwa 9 bis 10 Jahren ist die Fähigkeit, Gefahren frühzeitig wahrzunehmen und darauf zu reagieren, weitgehend entwickelt.
• Dauer- und selektive Aufmerksamkeit: Die Konzentrationsfähigkeit nimmt zu und Kinder können Gefahren besser einschätzen.
Im Grundschulalter steigen auch immer mehr Kinder auf den Roller oder das Fahrrad. Wann Eure Kinder welches Fortbewegungsmittel wo fahren dürfen, haben wir Euch hierzusammengefasst.
Praktische Tipps für Eltern
Gemeinsames Üben
Der sicherste Weg, Eure Kinder auf den Straßenverkehr vorzubereiten, ist gemeinsames Üben. Hier sind einige praktische Tipps:
• Verkehrsregeln spielerisch lernen: Geht gemeinsam spazieren und erklärt dabei die Verkehrsregeln. Zeigt, wie man sicher über die Straße geht, wo man stehen bleiben muss und warum es wichtig ist, nach links und rechts zu schauen.
• Rollenspiele: Führt Rollenspiele durch, bei denen Ihr verschiedene Verkehrssituationen nachstellt. Lasst Eure Kinder abwechselnd die Rolle des Fußgängers, Radfahrers oder Autofahrers übernehmen.
• Sicherer Schulweg: Übt den Schulweg mehrfach gemeinsam, bevor Eure Kinder ihn alleine gehen. Zeigt ihnen sichere Wege und erklärt, warum bestimmte Strecken sicherer sind als andere. Gibt es auf dem Schulweg in Eurer Gemeinde Gefahrenstellen? Dann meldet ihn uns anlässlich unserer Aktion „Achtung Kinder“.
• Augen und Ohren schulen: Macht Spiele, bei denen Eure Kinder Geräusche erkennen und ihre Richtung bestimmen müssen. Verwendet Verkehrszeichen zum Üben des Sehens und Verstehens von Symbolen.
• Vorbilder sein: Kinder lernen durch Nachahmung. Seid deshalb selbst ein gutes Vorbild und zeigt immer sicheres Verhalten im Straßenverkehr.
Regelmäßige Checks
• Seh- und Hörtests: Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt beinhalten Seh- und Hörtests. Bei Auffälligkeiten solltet Ihr einen Facharzt aufsuchen.
• Sicherheitsausrüstung: Achtet darauf, dass Eure Kinder stets gut sichtbare Kleidung und bei Bedarf reflektierende Materialien tragen. Fahrradhelme sollten immer getragen werden, um das Risiko bei Unfällen zu minimieren.
Kinder brauchen Zeit, um die nötigen Fähigkeiten für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr zu entwickeln. Bis dahin ist es wichtig, dass sie nie unbeaufsichtigt unterwegs sind und ständig von aufmerksamen Erwachsenen begleitet werden.
Quelle: Deutsche Verkehrswacht