Ingenieurdienstleister Bertrandt steckt in der Krise
Der Ingenieurdienstleister Bertrandt will seinen angekündigten Stellenabbau bis Ende März 2025 abschließen. Dies teilte Finanzvorstand Markus Ruf in Ehningen (Kreis Böblingen) mit. Ein Teil der Stellenstreichungen sei schon realisiert worden. Deutschlandweit sollen früheren Angaben zufolge 800 bis 1.200 Arbeitsplätze wegfallen. Besonders hart trifft es demnach Tappenbeck bei Wolfsburg. Dort sollen rund 600 Jobs entfallen. Auch die Fahrzeugerprobung in Nufringen unweit des Stammsitzes soll geschlossen werden. Dort sind rund 100 Personen beschäftigt.
Hintergrund des Arbeitsplatzabbaus bei dem Unternehmen, an dem Porsche 28,9 Prozent der Anteile und der Zulieferer Boysen 14,9 Prozent hält, ist die Krise in der Autoindustrie. Es werden von den großen Autoherstellern nicht mehr so viele Entwicklungsaufträge vergeben. Die schwache Nachfrage nach Elektroautos, an deren Entwicklung Bertrandt ebenfalls beteiligt ist, sorgt gleichfalls für maue Geschäfte.
Das börsennotierte Unternehmen machte im vergangenen Geschäftsjahr 2023/2024 (30. September) einen Verlust. Das Minus beim Ergebnis nach Steuern betrug 77,1 Millionen Euro. Die Gesamtleistung, bei Ingenieurunternehmen vergleichbar mit dem Umsatz bei Industriefirmen, legte im letzten Geschäftsjahr um 2,5 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro zu.
Ende September zählte das Unternehmen weltweit etwas mehr als 14.000 Beschäftigte, ein Großteil davon in Deutschland. Nach Angaben des Vorstands werden immer mehr Entwicklungsaufträge von Deutschland ins Ausland verlagert.
Um unabhängiger von der Autoindustrie zu werden, soll bis 2027 der Anteil außerhalb dieses Bereichs auf mehr als 20 Prozent zulegen. Bertrandt ist auch im Bereich der Luftfahrt, des Maschinenbaus oder der Medizintechnik mit Entwicklungsdienstleistungen aktiv. An der Automobilbranche hängt bisher ein enormer Anteil der Gesamtleistung.
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