Hype oder fragwürdig? Umweltfreundlicher Treibstoff aus Abfall, © Shutterstock / Retouch man
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Hype oder fragwürdig? Umweltfreundlicher Treibstoff aus Abfall

06.06.2024

Seit kürzester Zeit ist ein brandneuer Kraftstoff auf dem Markt erschienen, der aus einer erstaunlichen Mischung von recycelten Abfällen und hochwertigen Pflanzenölen gewonnen wird. Dieser neue Treibstoff, bekannt als HVO (Hydrotreated Vegetable Oils), gilt als beinahe CO2-neutral und weist äußerst niedrige Feinstaubemissionen auf. Doch wie bei jeder Innovation gibt es auch hier einige Nachteile. Wir beleuchten in diesem Artikel alles, was Ihr zu HVO wissen müsst.

Was verbirgt sich hinter HVO?

HVO ist die Abkürzung für "Hydrotreated Vegetable Oils", ein Produkt, das aus sorgfältig ausgewählten Fetten und Ölen hergestellt wird, die einem Hochdruck-Wasserstoffverfahren unterzogen wurden. Dieser innovative Treibstoff verspricht eine nahezu klimaneutrale Leistung in Dieselantrieben. Obwohl bei der Verbrennung von HVO ähnliche Mengen an Kohlendioxid freigesetzt werden wie bei herkömmlichem Diesel, sticht er durch seine Herkunft aus nachhaltigen Quellen hervor, was seine Klimabilanz deutlich verbessert im Vergleich zu fossilen Brennstoffen.

Umweltministerium gibt grünes Licht, aber mit Einschränkungen

Laut dem Bundesumweltministerium ist HVO grundsätzlich für moderne Dieselmotoren geeignet. Allerdings müssen die Automobilhersteller jedes Modell speziell für den Einsatz dieses neuen Treibstoffs freigeben. Die Deutsche Kraftfahrzeugbehörde (DKB) hat in Zusammenarbeit mit den Herstellern eine offizielle Liste mit Freigaben erstellt. Um sicherzustellen, dass der Motor HVO verträgt, ist es ratsam, die Angaben in der Bedienungsanleitung sowie die Kennzeichnung am Tankdeckel zu überprüfen. Im Falle von Unklarheiten empfiehlt der Automobilclub, die Eignung des Fahrzeugs individuell zu bestätigen. Laut dem Umweltministerium kann HVO uneingeschränkt mit herkömmlichem Diesel gemischt werden, was den Übergang erleichtert.

HVO: Noch nicht flächendeckend verfügbar

HVO wird unter dem Label XTL geführt, was für "Xanthic Treibstoff Line" steht - flüssige Treibstoffe, die durch elektrische Energie erzeugt werden. Um Verwechslungen zu vermeiden, wird das XTL-Symbol deutlich an den Zapfsäulen angezeigt. Es gibt zwei Arten von HVO: solche, die teilweise aus Bio-Diesel bestehen, und reines HVO 100, das nicht mit fossilem Diesel gemischt ist.

Bisher ist HVO nur an einer begrenzten Anzahl von Tankstellen in Deutschland erhältlich. Wo genau, verrät beispielsweise das Portal „Clever tanken“ über die globale Suchfunktion: https://www.clever-tanken.de/spritpreise/hvodiesel-preise

Quellen: ADAC, Clever tanken, Bundesumweltministerium

Preisgestaltung: Wie teuer wird HVO sein?

Ein weiteres Hindernis für HVO ist der Preis. Schätzungen des ADAC zufolge könnte der Literpreis um 10 bis 20 Cent über dem von herkömmlichem Diesel liegen, obwohl auf HVO keine CO2-Steuer erhoben wird, da er als umweltfreundlich gilt. Dieser hohe Preis ist größtenteils auf die Herstellungskosten zurückzuführen, so das Bundesumweltministerium.

Kritik von Umweltverbänden: Ist HVO wirklich nachhaltig?

Umweltverbände wie NABU, BUND oder Greenpeace äußern jedoch Bedenken gegenüber dem neuen Treibstoff. Sie betrachten HVO als "greenwashing", so der NABU. In einem ausführlichen Bericht haben sie ihre Vorbehalte zusammengefasst. Die Ausgangsstoffe seien nicht ausschließlich Abfälle, sondern auch wertvolle, teilweise umstrittene Rohstoffe. Zudem werde auch frisches Palmöl verwendet, was die Nachhaltigkeit des Prozesses infrage stellt. Die Rohstoffe seien nur begrenzt verfügbar, was HVO höchstens zu einer Nischenlösung macht. Die Kritik der Umweltverbände geht noch weiter: HVO könnte dazu dienen, den Übergang zu umweltfreundlicheren Alternativen zu verzögern und klimaschädliche Praktiken aufrechtzuerhalten.