Gemeindetag kritisiert geplantes Ende der Werkrealschulen
Die Gemeinden im Land üben scharfe Kritik an der geplanten Abschaffung des Werkrealschulabschlusses im Südwesten. Man lehne die Pläne, ab dem kommenden Schuljahr an den Werkrealschulen im Land nur noch den fünfjährigen Hauptschulabschluss anzubieten, klar ab, sagte Gemeindetagspräsident Steffen Jäger der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. «Ein großer Teil der 224 Werkrealschulstandorte wird sowohl hinsichtlich der dort erzielten pädagogischen Erfolge als auch im Hinblick auf die Schulraumressourcen dringend benötigt», so Jäger.
Eine Herabstufung der Schulen zu reinen Hauptschulen dürfte deren Ausbluten bedeuten, befürchtet der Verbandschef. «Durch den Wegfall des Werkrealabschlusses ist zu befürchten, dass die Anmeldezahlen an den Werkrealschulen rückläufig sein werden und Standorten die Schließung droht, weil die Mindestanmeldezahlen nicht mehr gegeben sind.»
Aus Sicht des Gemeindetags sind jedoch die Anmeldezahlen in der fünften Klasse nicht aussagekräftig, weil viele Schüler erst später an die Werkrealschulen wechselten. «Häufig sind Werkrealschulen zwar in Klasse 5 einzügig, spätestens in Klasse 7 jedoch zweizügig», sagte Jäger.
Letzter Jahrgang startet - Eine Möglichkeit zur Wiederholung
An den Werkrealschulen im Land startet mit Beginn des Schuljahres am Montag der letzte Jahrgang, der noch den Abschluss ablegen kann. Im Schuljahr 2030/2031 soll der Abschluss laut Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) zum letzten Mal angeboten werden – damit hätten Schülerinnen und Schüler des letzten Jahrgangs einmal die Möglichkeit, den Abschluss zu wiederholen.
Die grün-schwarze Koalition hatte sich darauf geeinigt, den Werkrealschulabschluss abzuschaffen - mit dem Ziel, das Schulsystem im Land zu vereinfachen. Bestehende Werkrealschulen sollen aber als Standorte erhalten bleiben und entweder Verbünde mit Realschulen oder Gemeinschaftsschulen eingehen oder sich zu solchen weiterentwickeln.
Das wird aus Sicht des Gemeindetags im ländlichen Raum eher nicht helfen. «Die Möglichkeit, Verbünde von Werkrealschulen mit Real- oder Gemeinschaftsschulen zu gründen, wird im ländlichen Raum aufgrund der Distanzen in vielen Fällen eher nicht geeignet sein, um die Schulstandorte zu erhalten», sagte Jäger.
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