Diese Songs haben einen Oscar gewonnen
And the Oscar goes to ...
Als am 27. März 2022 im Dolby Theatre in Los Angeles die 94. Verleihung der Academy Awards stattfand, zitterten neben zahlreichen nominierten Schauspielern und Filmemachern auch einige Musiker um einen Oscar – die Nominierten in der Kategorie „Bester Filmsong“. Gewonnen hat den am Ende der von Billie Eilish gesungene Hit “No Time To Die”, der Titelsong zum gleichnamigen Bond-Film. Mit dem Preis werden nicht zuerst die Interpreten des Songs ausgezeichnet, sondern diejenigen, die das Lied geschrieben und komponiert haben.
Wir haben uns mal genauer angeschaut, wer in der Kategorie „Best Original Song“ – die es seit der siebten Oscarverleihung gibt – bisher so abgeräumt hat. Dabei sind wir auf viele Songs gestoßen, die auch über die Filmmusik hinaus großen Erfolg hatten. Der Blick auf die Gewinner zeigt zudem, wie sich die Musik im Allgemeinen entwickelt hat – von Swing bis Rap ist alles dabei. Hier die komplette Liste mit den jeweiligen Songwritern und den dazugehörigen Filmen:
Diesjährige Oscar-Nominierungen
Be Alive aus King Richard – Dixson und Beyoncé
Überraschend und brillant – die ersten Reaktionen auf den Filmsong des Sportdramas King Richard gab es bei dessen Premiere beim Telluride Film Festival in Colorado. Schnell schlug Beyoncé eine Welle der Begeisterung entgegen und auch die Tennisspiel-Schwestern Serena und Venus Williams, um deren Karriere es im Film geht, waren mit dem Song zufrieden: Beide fühlten sich mit der US-amerikanischen Sängerin verbunden, da ihre Eltern eine große Rolle in ihrem beruflichen Werdegang eingenommen hatten.
Dos Oruguitas aus Encanto – Lin Manuel Miranda
„Zwei verliebte kleine Raupen...“, singt Sebastián Yatra, der ursprünglich aus Kolumbien stammt. Sein erster Chart-Song stellte für Songwriter Lin Manuel Miranda eine ganz persönliche Herausforderung dar. Denn der Amerikaner entschied sich – entgegen seiner Gewohnheit – den Filmsong komplett auf Spanisch zu verfassen.
Down to Joy aus Belfast – Van Morrison
Eben nicht altbewährt, sondern ausnahmsweise neu ist der Song Down to Joy auf dem Soundtrack zum Dramedy Belfast. Während alle anderen Lieder bereits vor einiger Zeit von Van Morrison veröffentlicht wurden, erschien der Filmsong erst im November 2021 und greift dies auch inhaltlich auf: „Ich hatte eine brandneue Geschichte“, heißt es da.
No Time to Die aus James Bond – Keine Zeit zu sterben – Billie Eilish und Finneas O’Connell - GEWINNER
Teamwork makes the dramwork – vor allem, wenn es sich dabei um Geschwister handelt. Das bewiesen 2020 Billie Eilish und ihr Bruder Finneas O’Connell, als sie den Bond-Song No Time to Die auf Platz 1 der britischen Charts katapultierten und Billie Eilish dadurch zur ersten im 21. Jahrhundert geborenen Künstlerin wurde, der solch‘ ein Erfolg gelungen war.
Somehow You Do aus Four Good Days – Diane Warren
Mit einer hoffnungsvollen Botschaft und einem Mix aus Country und Walzer-Rhythmen ausgestattet, gelang es Komponistin Diane Warren und Sängerin Reba McEntire, eine Oscar-Nominierung für ihren Song Somehow You Do zu ergattern. Nach 13 Oscar-Nominierungen hofft Diane Warren nun darauf, den Preis zu gewinnen – denn: „Wenn du denkst, es ist das Ende der Straße / ist es das nur, weil du nicht weißt, wohin die Straße führt“.
Die bekanntesten Oscar-Hits der letzten Jahrzehnte
1982
Up Where We Belong aus An Officer and a Gentleman - Will Jennings, Jack Nitzsche, Buffy Sainte-Marie
Einmal im Leben mit dem musikalischen Vorbild singen dürfen – diesen Traum durfte sich Jennifer Warnes 1982 erfüllen. Zusammen mit ihrem Jugendidol Joe Cocker sang sie sich mit Up Where We Belong auf den ersten Platz der US-amerikanischen Billboard Hot 100 und erhielt im darauffolgenden Jahr den Oscar für den besten Filmsong.
1984
I Just Called to Say I Love You aus The Woman in Red – Stevie Wonder
Aber wer hat den Oscar denn eigentlich verdient? Sowohl Stevie Wonder selbst, als auch dessen ehemaliger Manager Lee Garrett beanspruchten nach der Veröffentlichung von I Just Called to Say I Love You für sich, den Filmsong geschrieben zu haben. Erst nachdem das Gericht Stevie Wonder Recht gegeben hatten, konnte sich dieser so richtig über den 50. Oscar für den Besten Filmsong freuen.
1985
Say You, Say Me aus White Nights – Lionel Richie
Hinterher ist man immer klüger. Genau das trifft auf das Plattenlabel Atlantic Records zu, bei dem der Soundtrack zum Drama White Nights erschien. Da Lionel Richie bei einem anderen Label unter Vertrag stand und seinen Song Say You, Say Me auf seinem nächsten Studioalbum veröffentlichen wollte, musste eine Einigung zwischen den Musiklabeln her: Der Popsong dürfe als Single Werbung für den Film machen, würde aber nicht auf dem Soundtrack-Album erscheinen. Hätte Atlantic Records gewusst, dass der Filmsong einen Golden Globe und einen Oscar abräumen würde, hätte es vermutlich nicht zugestimmt.
1985 nominiert war zudem
The Power of Love aus Zurück in die Zukunft – Huey Lewis & the News
The Power of Love ist nicht nur der Soundtrack des Science-Fiction-Films Zurück in die Zukunft, sondern wird im Film auch von Marty McFly anlässlich eines Talentwettbewerbs auf der E-Gitarre gespielt – was bei der Jury nicht gerade für Begeisterung sorgt. Kritik kommt von Huey Long höchstpersönlich, der sich über die Lautstärke beschwert. Ob der Filmsong deswegen nur für den Oscar nominiert wurde und den Preis an Lionel Richies Say You, Say Me abtreten musste, wird wohl ein Rätsel bleiben.
1986
Take My Breath Away aus Top Gun - Giorgio Moroder, Tom Whitlock
Nicht aus Berlin, aber von der kalifornischen Band Berlin stammt das Love Theme zu Top Gun. Ursprünglich handelte es sich bei dem Song aber gar nicht um einen Filmsoundtrack. Stattdessen kam er als Split-Single auf den Markt und erreichte erst nach der Verwendung des Songs in Werbefilmen und der anschließenden Erstausstrahlung des Films im britischen Fernsehen Platz 3 der Charts in Großbritannien und raubte Millionen Menschen den Atem.
1987
(I’ve Had) The Time of My Life aus Dirty Dancing – Bill Medley & Jennifer Warnes
Das Aushängeschild des Tanzfilms Dirty Dancing entstand in New York. Genauer: Die Demoaufnahme fand in einer New Yorker Wohnung statt und der Liedtext dazu entwickelte sich auf einer Autofahrt durch die Stadt der Superlative. Wenn das mal nicht die idealen Voraussetzungen sind, um einen Oscar zu gewinnen – funktioniert hat es aber allemal.
1994
Can You Feel The Love Tonight aus The Lion King – Elton John, Tim Rice
Es brauchte 15 Vorab-Versionen, bis der finale Filmsong Can You Feel The Love Tonight endlich stand. Ganz im Zeichen der Tradition Disneys, tiefsinnige Liebeslieder in alle Filme einzubauen, drückt der Song die Liebe zwischen den beiden jungen Löwen Nala und Simba aus. Und das wohl besser als jeder Dialog, wie Elton John schnell feststellte.
1997
My Heart Will Go On aus Titanic – James Horner, Will Jennings
Manchmal sollte man sich eben doch überreden lassen. Das beweist Céline Dion, denn zunächst konnte sie nur sehr wenig Begeisterung für die Instrumentalfassung von My Heart Will Go On aufbringen. Erst ihr Ehemann und Manager konnte die Kanadierin davon überzeugen, ihre letztendlich erfolgreichste Single aufzunehmen – und die wurde nicht nur zur musikalischen Begleitung der Schlüsselszene in Titanic, sondern erhielt 1998 auch einen Oscar.
1999
You’ll Be in My Heart aus Tarzan – Phil Collins
Eigentlich hätte er ihn nur schreiben sollen, den Filmsong, der im Jahre 2000 den Oscar abstaubte. Als ehemaliger Schlagzeuger einer Rockband sollte er dem Film mit dem Song Lullaby unvergessliche Dschungelbeats beisteuern. Aus Lullaby wurde dann aber You’ll Be in My Heart und aus Phil Collins als Songwriter wurde auch der zugehörige Sänger.
2012
Skyfall aus James Bond 007: Skyfall – Adele Adkins & Paul Epworth
Hochschwanger singt sie vom Himmel, der einstürzen soll. Adele war während der Aufnahmen von Skyfall für den gleichnamigen James-Bond-Film nicht nur schwanger, sondern in Topform. Denn Adele sang sich, begleitet von einem 77-köpfigen Orchester, weltweit an die Spitze der Charts und machte Skyfall zu einem der meistverkauften Musikstücke überhaupt.
2013
Let It Go aus Die Eiskönigin – Völlig unverfroren– Kristen Anderson-Lopez & Robert Lopez
Der Filmsong Let It Go des Disney-Films Die Eiskönigin – Völlig unverfroren mag wohl erheblich dazu beigetragen haben, dass der Film zum erfolgreichsten des Jahres 2013 wurde und viele kleine und große Fans Luftsprünge machten, als das Lied 2014 den Oscar für den Besten Filmsong erhielt. Ursprünglich von Idina Menzel performt, wurde Let It Go in über 40 Sprachen übersetzt, darunter Thai, Lettisch und Malaiisch.