Corona-Impfung: Antworten auf Eure Fragen
Martin Moder ist Molekularbiologe aus Wien - er hat uns einige der meistgestellten Fragen rund um die Corona-Impfung beantwortet. Das komplette Gespräch mit Ihm könnt Ihr auch anhören, den Link findet Ihr weiter unten. Hier sind seine Antworten:
Wie funktioniert ein RNA-Impfstoff?
Das Corona-Virus bringt seine gesamte Erbinformation in uns ein (in diesem Fall besteht diese aus RNA) und kann sich somit vermehren in unseren Zellen. Der Impfstoff macht im Grunde dasselbe, er bringt aber nur einen sehr kleinen Teil der RNA in die Zellen ein. Und zwar den Teil, der das sogenannte Spike-Protein bildet, welches sich auf der Oberfläche des Virus befindet. Anhand von diesem Spike-Protein kann das Immunsystem die Viren erkennen und auf sie reagieren. Durch den Impfstoff wird der Körper also angeregt, Abwehrzellen zu bilden, die im Fall einer Infektion auch gegen das Virus wirken. Die Impfung selbst macht uns dabei aber nicht krank.
Kann der Impfstoff meine DNA verändern?
Nein, diese Behauptung stimmt nicht. Jedes Virus bringt seine RNA, manches sogar ihre DNA, in unsere Zellen ein. Das ist also nichts, was nur bei einer RNA-Impfung passiert. RNA kann sich nicht direkt in DNA einbauen, dafür sind die Strukturen zu verschieden. Unsere DNA befindet sich zudem geschützt in unserem Zellkern, die RNA wird außerhalb vom Zellkern aktiv. Die beiden kommen also nicht miteinander in Berührung. Diese Sorge ist also unbegründet.
Der Impfstoff wurde sehr schnell entwickelt – ist er überhaupt sicher?
Die bisherigen Impfstoffe gegen das Corona-Virus wurden in absoluter Rekordzeit entwickelt. Normalerweise dauert es Jahre, bis ein Impfstoff fertig ist. Entscheidend ist aber die Frage: wo wurde die Zeit gespart? Und die wurde nicht bei den Tests eingespart, sondern beim Organisatorischen. Ein weiterer wesentlicher Faktor: Geld spielte kaum eine Rolle. Viele Abläufe fanden bei der Entwicklung parallel statt, das ist normal nicht der Fall, weil das finanzielle Risiko zu groß ist. In diesem Fall haben Regierungen und auch die Europäische Union die Entwicklung mitfinanziert. Und tatsächlich wurden in der entscheidenden Phase der klinischen Studien deutlich Mehr Menschen getestet, als dies normal der Fall ist.
Gibt es Personengruppen, die sich nicht impfen lassen sollten?
Das sollte jede Person tatsächlich immer mit ihrem Arzt abklären. In bestimmten Fällen, zum Beispiel, wenn die Person in der Vergangenheit sehr schwere, allergische Reaktionen hatte, sind bestimmte Corona-Impfstoffe nicht unbedingt geeignet. Das sollte aber am besten ein Arzt individuell einschätzen. Für manche Personengruppen wird die Impfung deshalb nicht empfohlen, weil diese Gruppe nicht in Phase 3 der klinischen Studien untersucht wurde. Das betrifft vor allem Kinder und Schwangere. Dass diesen die Impfung nicht empfohlen wird liegt also daran, dass sie nicht untersucht wurden, und nicht, weil vermutet wird, dass sie für sie gefährlich ist.
Kann die Impfung bewirken, dass ich danach nicht mehr schwanger werden kann?
Nein, es gibt überhaupt keine Hinweise darauf, dass die Impfung die Fruchtbarkeit beeinträchtigt. Auch historisch gesehen bei keinem anderen Impfstoff. Bei dieser Behauptung handelt es sich um einen Mythos, der sich leider erfolgreich verbreitet hat.
Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?
Nach der Impfung wird das Immunsystem aktiv und lernt, das Virus abzuwehren. Ein aktives Immunsystem ist Grunde ist dies nichts anderes als eine Entzündung. Das kann man spüren, zum Beispiel an der Einstichstelle an der Schulter – das kann sich im Arm anfühlen wie ein starker Muskelkater. Die Impfung kann auch zu Muskelschmerzen und Fieber führen. Für eine Impfung ist das aber normal. Mediziner sprechen daher auch nicht von Nebenwirkungen, sondern von einer Impfreaktion.
Kann die Impfung Krebs verursachen?
Nein, das stimmt überhaupt nicht, dafür gibt es auch keinerlei Belege. Es ist auch keine zugelassene Impfung bekannt, die jemals zu Krebs geführt hätte, also auch keine Impfung gegen andere Krankheiten. „Zellen sind komplex und ich kann mir immer einen Mechanismus überlegen, der es plausibel klingen lässt, dass alles Krebs verursacht“, sagt Moder. „Daher ist das eines der Scheinargumente, die gerne genommen werden.“
Bringt eine Impfung was, wenn ich schon Corona hatte?
Wer eine Infektion hinter sich hat, dessen Immunsystem hat wahrscheinlich schon Antikörper gegen das Virus gebildet. Die Wahrscheinlichkeit, sich nochmal mit dem Virus anzustecken, ist also deutlich geringer. Wie lange die Antikörper anhalten, ist aber noch nicht bekannt. Und wer einen leichten Krankheitsverlauf hatte, besitzt wahrscheinlich auch einen geringeren Immunschutz. Impfungen bauen tendenziell einen höheren Schutz auf. Zudem könnte es sein, dass die vom Körper bei einer überstandenen Infektion gebildeten Abwehrkräfte nicht so gut gegen mutierte Virusvarianten, wie sie bereits kursieren, wirken. Bei Impfungen scheint dieser Schutz besser gewährleistet zu sein.
Garantiert ein Impfstoff zu 100 Prozent, dass ich nie wieder Corona bekomme?
Nein, diese Garantie gibt es nicht. Das gibt es aber bei keinem Impfstoff. Es ist auch möglich, dass der Immunschutz im Laufe der Zeit abnimmt. In den wenigen Fällen, in denen sich die geimpfte Person nochmals mit dem Virus ansteckt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt jedoch deutlich niedriger.