Cannabis-Vereinschef: «Für uns ist es keine Droge»
Nach der Vorstellung der Cannabis-Pläne der Bundesregierung ist ein Verein in Hannover so gefragt wie nie. «In der Corona-Zeit waren wir auf fünf Mitglieder geschrumpft, jetzt kamen innerhalb kurzer Zeit fast hundert Aufnahme-Anträge», sagte Vereinschef Heinrich Wieker der Deutschen Presse-Agentur.
Der 57-Jährige aus Burgdorf bei Hannover gründete den Club vor sieben Jahren als «politische Aktivistengruppe», die sich für die Legalisierung von Cannabis und Cannabisprodukten einsetzt. «Für uns ist es keine Droge, sondern eine Heilpflanze mit berauschender Wirkung», betonte er. «Wir kämpfen gegen die Prohibition.»
Wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Mittwoch erläuterte, sollen in Zukunft «nicht-gewinnorientierte» Vereine mit maximal 500 Mitgliedern gemeinschaftlich Cannabis zu Genusszwecken anbauen und nur an Mitglieder für den Eigenkonsum abgeben dürfen. Das Mindestalter ist 18. Die Clubs müssen Jugendschutz-, Sucht- und Präventionsbeauftragte benennen. Zudem soll der Eigenanbau von höchstens drei Pflanzen straffrei sein.
Laut Bundesgesundheitsministerium haben 8,8 Prozent aller Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert, das sind rund 4,5 Millionen Personen.
«Endlich keine Straftäter mehr»
Cannabis-Club-Chef Wieker freut sich, dass die Bundesregierung endlich eine «klare Aussage» getroffen habe, obwohl noch viele Fragen offen seien. «Wir gehen davon aus, dass es mindestens zehn Millionen Konsumenten in Deutschland gibt. Die wären dann endlich keine Straftäter mehr», sagte der Unternehmer, der sich mit einer Hanf-Erntemaschine selbstständig gemacht hat.
Die Ampel-Pläne stoßen aber auch auf Kritik. Minister Lauterbach verharmlose die gefährlichen Folgen, die der Konsum insbesondere für Jugendliche haben könne, teilte die CDU-Fraktion im Bundestag mit. Bei Straffreiheit werde der Cannabis-Konsum steigen, befürchtet die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker. Die Lungenfachärztin rechnet deshalb mit vermehrten körperlichen und psychischen Schäden. «Diese werden die ohnehin schon angespannte Versorgungssituation des deutschen Gesundheitssystems zusätzlich belasten», sagte Wenker am Freitag.
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