Anne-Sophie Mutter über Musikunterricht: kindisch, verkopft
Stargeigerin Anne-Sophie Mutter hält nicht viel vom Musikunterricht an deutschen Schulen. «Weg mit der Analyse und hin zur Lust an der Musik, zur Lust am Zuhören», sagte die aus Südbaden stammende Geigerin der Deutschen Presse-Agentur in München zum Kinostart des Dokumentarfilms «Vivace» am Dienstag (28. März). «Wenn wir im Kindergarten Kontakt zur Musik haben, dann ist das oft zu wenig und zu spät und in der Grundschule ist es zu kindisch.» An weiterführenden Schulen wie den Gymnasien sei es zu verkopft. «Da wird Musikanalyse betrieben. Wozu? Wenn ich Musik studieren will, kann ich das gerne machen. Ich finde, jeder muss die Freude an der Musik kennenlernen, die Instrumente, die Geschichten der Oper beispielsweise.»
Kinder sollten stattdessen öfter Konzerte besuchen. «Beim Tennis mache ich mit meinem Kind ja auch nicht eine Bildanalyse, in welchem Winkel ich den Schläger halten muss beim Aufschlag. Da spielst du einfach drauf los. So soll es mit der Musik auch sein.» Auch wer Musik nicht als Hobby wolle, könne als Zuhörer «die Wucht der Musik erleben». Die Münchnerin, die selbst zwei Kinder hat, wünscht sich spielerisches Miteinander, Zuhören, Hinhören. «An uns Künstlerinnen und Veranstaltern liegt es nicht. Es ist ja nicht so, dass es bei uns nicht locker zugeht. Musik ist pure Emotion.»
Die 59-Jährige war in ihrem Zuhause in Wehr (Kreis Waldshut) in Baden-Württemberg von klein auf von Musik umgeben. «In meinem Fall waren es die unzähligen Klassikplatten, die meine Eltern gehört haben, und auch sehr, sehr viel Jazz. Beides sind meine lebenslangen Passionen.» Das Erlernen der Violine sei ein innerer Wunsch gewesen. «Und ich hatte das große Glück, dass mir das Geigespielen leicht fiel. Ich bin dabei geblieben, weil ich nur den Spaß an der Sache sah und glücklich war, dass ich etwas machen konnte, was mich erfüllt hat.»
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