2,5 Jahre Haft für Tennislegende Boris Becker
Spiel, Satz und Sieg? Als jüngster Spieler aller Zeiten hatte Boris Becker 1985 das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon gewonnen. Nun wurde der Ex-Tennisspieler und gebürtige Baden-Württemberger zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Der Grund: Er habe im Insolvenzverfahren Vermögen verschleiert. In einem Londoner Gericht hatten ihn die Geschworenen bereits in mehreren Anklagepunkten schuldig gesprochen. Heute hat die Richterin das Strafmaß bekannt gegeben. Der 54-Jährige muss direkt ins Gefängnis, nach der Hälfte der Haft kann er bei guter Führung auf Bewährung entlassen werden.
Weswegen wurde Boris Becker verurteilt?
Nachdem Boris Becker 2017 von einem britischen Gericht für zahlungsunfähig erklärt wurde, musste er den Insolvenzverwaltern sein Vermögen offenlegen. Dabei hat er allerdings einiges verschwiegen – zu diesem Schluss kam jedenfalls die Jury. Unter anderem hat er offenbar sein Elternhaus in seinem Heimatort Leimen verschleiert und unerlaubt hohe Summen auf andere Konten überwiesen, so das Gericht. Er selbst streitet die Vorwürfe ab.
Wie lief das Strafverfahren in London ab?
In 24 Punkten hatte die britische Staatsanwaltschaft Becker angeklagt. In vier davon wurde er von einer Jury vor drei Wochen schuldig gesprochen. Sein Verteidiger hatte erklärt, Becker sei zwar naiv, aber unschuldig. Der Argumentation sind die Geschworenen in den übrigen 20 Punkten gefolgt, darunter auch in der Frage nach den verschwundenen Pokalen (Becker hatte erklärt, er wisse nicht, wo sich die wertvollen Trophäen befinden).
Nun war es die Aufgabe von Richterin Deborah Taylor, das Strafmaß festzulegen. Bis zu sieben Jahre Haft wären theoretisch möglich gewesen. Becker kann sowohl gegen den Schuldspruch als auch gegen das Strafmaß Einspruch einlegen.
Tenniserfolge und finanzielle Probleme
Sechs Grand-Slam-Siege, Olympiagold, viermal zum Sportler des Jahres gewählt – als Ausnahmetalent im Tennis feierte Boris Becker von Mitte der 80er bis in die 90er seine größten Erfolge. Geboren und aufgewachsen in Leimen im Rhein-Neckar-Kreis, gewann er 1985 mit nur 17 Jahren überraschend das Finale in Wimbledon. Bis heute hat dieses Turnier kein jüngerer Spieler gewonnen. Sein letzter Grand-Slam-Sieg gelang ihm 1996 bei den Australian Open. 1999 beendete er seine Profi-Karriere. Anschließend führte er als Trainer Novak Đoković zu mehreren Grand-Slam-Siegen und arbeitete als Kommentator fürs Fernsehen, zuletzt für die britische BBC. Mittlerweile lebt er in London.
Verurteilung wegen Steuerhinterziehung
Seit Jahren kämpft Becker mit finanziellen Problemen, wofür er selbst die teure Scheidung von seiner Ex-Frau Barbara verantwortlich macht. 2002 wurde er wegen Steuerhinterziehung in München zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Seit 2017 gilt er als zahlungsunfähig.
Unbedeutender Fun-Fact am Rande: Das Stiel-Eis „Bum Bum“ wurde durch Beckers ersten Wimbledon-Sieg inspiriert. Es spielt auf seinen Spitznamen „Bum Bum Boris“ an und soll einen Tennisschläger darstellen.