Narrengericht verurteilt Klöckner zu 60 Litern Strafwein
27.02.2025
60 Liter Strafwein muss die Ex-Landwirtschaftsministerin und Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner (52) an das traditionelle Narrengericht in Stockach zahlen. Die Strafe sei mehr als äußerst milde, sagte der Fastnachts-Richter. Klöckner sei dennoch keine Heilige. Den Wein will das Gericht selbst in Rheinland-Pfalz bei der Beklagten abholen.
Das mehr als 620 Jahre alte Stockacher Narrengericht, das zu den Höhepunkten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht im Südwesten gehört, befand die CDU-Politikerin der feministischen Machtgeilheit und scheinheiligen Hochstapelei schuldig - also nur in einem von drei Anklagepunkten. Auf der Anklagebank der Institution saßen auch schon Franz Josef Strauß (CSU) und Angela Merkel (CDU). Die Verhandlung findet immer am «schmotzigen» Donnerstag statt, im Karneval als Weiberfastnacht bekannt.
Klöckner nimmt's gelassen
Die ehemalige Weinkönigin nahm das Urteil gelassen. Einen weiteren Eimer Wein will die Winzertochter dem Narrengericht schenken. Angeklagt war sie auch wegen Traumtänzerei und «politischer Parodontitis». Sie sei blondes Gift in Kostüm und High Heels, hieß es von der närrischen Anklage. Ohne die Frauenquote der CDU hätte sie es nie so weit gebracht, warf man ihr vor.
In einer fulminanten Rede plädierte Klöckner für nicht schuldig und zerlegte dabei das Narrengericht verbal. «Es gibt nur einen einzigen Grund, weshalb ich heute hier stehe - weil ihr gelesen habt, dass ich von einem Weingut komme», sagte die CDU-Schatzmeisterin. Das Gericht tage seit dem Mittelalter ohne eine einzige Frau. «Null Frauen, aber bei den Promille ganz vorn dabei.»
Es gab Tipps von Friedrich Merz
Dennoch habe sie sich diese Veranstaltung nicht entgehen lassen wollen. CDU-Parteichef Friedrich Merz habe ihr in Berlin geraten, nicht nüchtern auf die Bühne zu gehen. «Er muss jetzt zur SPD, ich nach Stockach» - was schlimmer ist, werde sie sehen.
Klöckner spottete in ihrer Rede über Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der im vergangenen Jahr auf der Anklagebank saß. «Er redet nicht nur sehr langsam, er fährt auch so. Er wird nicht geblitzt, sondern gemalt.» Auch Parteichef Lars Klingbeil und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz bekamen unter viel Applaus ihr Fett weg.
Zur närrischen Weinkönigin erklärt
Das Gericht hob Klöckner in den Stand einer närrischen Weinkönigin und verdonnerte sie zu einer Schicht am Weinstand beim Stockacher Stadtfest im Juni. Ob die CDU-Politikerin tatsächlich wiederkommt, wird sich zeigen. Die zwei Beklagten vor ihr, Lauterbach und FDP-Urgestein Wolfgang Kubicki, kamen für ihre Zusatzstrafen nicht zurück an den Bodensee.
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