Tiefschlag für Gladbach: Hofmann-Wechsel sorgt für Unmut
Jonas Hofmanns Abgang zu Bayer Leverkusen kommentierte Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Roland Virkus ungewöhnlich deutlich. Der Verein habe um den deutschen Nationalspieler gekämpft und ihm ein Angebot vorgelegt, «das alle von Jonas aufgestellten Bedingungen erfüllt hat», sagte Virkus nach dem nächsten Transfer-Tiefschlag. «Dass er sich dennoch dazu entschieden hat, die Ausstiegsklausel zu aktivieren, hinterlässt kein gutes Gefühl.»
Virkus dankte dem Führungsspieler für seinen Einsatz. Aus der Gladbacher Vereinsmitteilung sprachen aber vor allem Enttäuschung und immer größer werdende Not. In einem zusätzlich vom Club veröffentlichten Interview zur Kaderplanung kündigte Virkus zwar eine baldige Reaktion an und sagte: «Wir haben Optionen vorbereitet, damit diese dann zeitnah realisiert werden können.» Den Verlust von Hofmann aufzufangen, wird allerdings eine enorme Aufgabe.
Die zehn Millionen Euro hohe Ablösesumme, die die Gladbacher von Bayer 04 für Hofmann erhalten, sind nur ein schwacher Trost. Nach den ablösefreien Abgängen von Stürmer Marcus Thuram (Inter Mailand), Offensivstratege und Kapitän Lars Stindl (Karlsruher SC) und Linksverteidiger Ramy Bensebaini (Borussia Dortmund) geht mit Hofmann die nächste Säule des Traditionsclubs vom Niederrhein.
Großer Umbruch
Der durchaus gewollte Umbruch mit dem neuen Trainer Gerardo Seoane fällt deutlich größer aus als geplant. Julian Weigl, der nach einer Leihe von Benfica Lissabon fest verpflichtet wurde, ist bislang der einzige wirklich namhafte und etablierte Gladbacher Neuzugang für die kommende Saison. Er war ein Wunschspieler von Borussias Ex-Trainer Daniel Farke.
Hofmann sollte in Mönchengladbach noch mehr zum Fixpunkt werden. Der 30-Jährige galt als aussichtsreicher Kandidat auf das Kapitänsamt. Erst im August vergangenen Jahres hatte er seinen Vertrag bis 2025 verlängert, inklusive einer Option für ein weiteres Jahr.
Nun sprach der WM-Teilnehmer von 2022 von einer «herausragenden Zeit» in Mönchengladbach. «Zuletzt hatte ich aber verstärkt das Gefühl, etwas Neues machen zu wollen. Bayer 04 passt zu diesen Gedanken, der Verein gehört seit Jahren zu den deutschen Top-Clubs und ist auch international immer ambitioniert. Die Mannschaft ist spannend und besitzt unglaublich viel Qualität.» Hofmann habe «richtig Lust auf dieses nächste Kapitel». Im Gegensatz zu seinem alten Arbeitgeber treten die Leverkusener in der kommenden Saison im Europapokal an.
Leverkusen gelingt Coup
«Dank seiner Spielübersicht, seiner hervorragenden technischen Fähigkeiten sowie seiner Erfahrung ist er ein Typ Spieler, den wir für unseren Kader gesucht haben», sagte Leverkusens Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes zur Verpflichtung, mit der ihm ein echter Coup gelungen ist. Bei Bayer 04 hat Hofmann einen Vertrag bis zum 30. Juni 2027 unterschrieben.
Im Januar 2016 war er von Borussia Dortmund nach Mönchengladbach gewechselt. Dort entwickelte er sich zum angesehenen Leistungsträger. In der vergangenen Saison erzielte er in 31 Partien zwölf Tore in der Fußball-Bundesliga und bereitete zehn Treffer vor. Insgesamt bestritt Hofmann 214 Pflichtspiele für Gladbach (48 Tore). Für die Nationalmannschaft debütierte er am 7. Oktober 2020 im Freundschaftsspiel gegen die Türkei (3:3). Er lief in insgesamt 21 Länderspielen für die DFB-Auswahl auf, in denen er vier Treffer erzielte.
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