Neubaustrecke feierlich eröffnet
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Neubaustrecke feierlich eröffnet

Die Bahn kommt .... und zwischen Ulm und Stuttgart nun auch schneller

09.12.2022

Pünktlich war sie, in der richtigen Wagenreihung auch und reservieren mussten die wenigen Fahrgäste zur feierlichen Premiere der Bahn auf der Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm auch nicht. Im Beisein von Bahnchef Richard Lutz, Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer (FDP) und des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) hat ein ICE am Freitag die etwa 60 Kilometer lange Strecke zurückgelegt. In Ulm wurde das rund vier Milliarden Euro teure Bauprojekt eingeweiht, nun feiert die Stadt die neue Trasse mit Vorträgen, einer Podiumsdiskussion und Ständen am Bahnhof.

viertel Stunde Zeitersparnis

Im Regelbetrieb sollen Züge mit Höchstgeschwindigkeiten von 250 Kilometern pro Stunde allerdings erst ab dem Fahrplanwechsel am Sonntag (11. Dezember) über die neue und teils steile Neubautrasse fahren. Als erster regulärer Fernzug ist der ICE 991 auf der neuen Strecke unterwegs, er fährt laut DB am Sonntagmorgen um 7:15 Uhr von Stuttgart nach Ulm und ist mit 43 Minuten eine knappe Viertelstunde schneller unterwegs als bislang. Die Hälfte der Bahn-Schnellstrecke verläuft durch neu gebaute Tunnelröhren, mit deren Hilfe auf dem Weg hinauf auf die Schwäbische Alb rund 470 Höhenmeter überwunden werden. Über die neue Strecke wird auch die dritthöchste Eisenbahnbrücke Deutschlands überquert, die 85 Meter hohe neue Filstalbrücke.

"Tempomacher für die Bahn"

Bahn-Chef Lutz lobte zur Feier des Tages am Freitag "die Strahlkraft" der Neubaustrecke und würdigte sie angesichts der kürzeren Fahrtzeiten als neuen "Tempomacher für die Bahn", Theurer (FDP) bezeichnete die Strecke als "Jahrhundertprojekt" und Kretschmann (Grüne) betonte, nicht nur Stuttgart und Ulm rückten nun stärker zusammen, sondern auch Paris und Budapest. "Für uns als Exportland im Herzen Europas ist das ein wichtiger Aspekt", sagte er.

es gibt allerdings auch Kritik

Einige Wissenschaftler und Umweltverbände äußern hingegen seit längerem Bedenken zum Brandschutz oder kritisieren die Umweltverträglichkeit, außerdem sei sie zu steil für schwerere Güterzüge. Die Bahn betont unter anderem, die Tunnel erfüllten alle strengen Sicherheitsanforderungen.

unabsichtliche Premiere für drei US-Touristen

Ihre erste buchstäbliche Erfahrung haben drei US-amerikanische Touristen auf der Strecke auch bereits vor den offiziellen Gästen von Freitag schon gemacht, wenn auch eher unfreiwillig. Schon am Dienstag stiegen sie in Plochingen (Kreis Esslingen) in einen Zug ein, um nach Metzingen (Kreis Reutlingen) zu fahren. Das Problem: Es war der Testzug für die Neubaustrecke. Das Trio musste also ungeplant nach Ulm und gleich wieder zurückfahren. Die Bahn-Mitarbeiter an Bord hätten sich "gut um sie gekümmert", so seien sie "in den Genuss einer verfrühten Premiere gekommen", sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Stuttgart 21 lässt weiter auf sich warten

Als Teil des Bahn-Projekts Stuttgart-Ulm steht die neue Strecke aber trotz der immens hohen Baukosten immer etwas im Schatten des deutlich umstritteneren Milliarden-Projekts Stuttgart 21. Während die Trasse Wendlingen-Ulm fertig ist, lässt Stuttgart 21 auf sich warten. Deshalb kann der Streckenbau seine Vorteile in Summe erst ab 2025 mit der geplanten Fertigstellung des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs ausspielen, wie Bahn und Land zur Eröffnung mitteilten.

stündlich Regionalzüge und ICEs

Auf mehreren Verbindungen wird sich aber bereits von Sonntag an die Fahrzeit verkürzen. Außerdem fahren zwischen Ulm und Wendlingen künftig stündlich Regionalzüge mit Tempo 200. In beide Richtungen fährt außerdem einmal pro Stunde ein ICE über die Neubaustrecke. Mit ihr gibt es laut Bahn ein verbessertes Tagesangebot zwischen Stuttgart und München um rund 20 auf 90 Fahrten.

neun Milliarden Euro kosten

Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm mit der Neubaustrecke samt der 85 Meter hohen Filstalbrücke, dem Tiefbahnhof in der Stuttgarter Innenstadt und der unterirdischen Anbindung an den Flughafen kostet insgesamt mehr als neun Milliarden Euro.

Fotos: Jannick Hess