Luca-App wird von vielen Gesundheitsämtern kaum genutzt
Steuergeld für die Tonne?
21 Millionen Euro Steuergeld wurden für die Luca-App ausgegeben. Sie ersetzt die Zettelwirtschaft bei der Kontakterfassung zum Beispiel im Restaurant. 13 der 16 Bundesländer haben dafür Lizenzen erworben, darunter Baden-Württemberg. Eigentlich sollte es so ablaufen: wenn es einen Corona-Fall gibt, müssten die Gesundheitsämter die Daten in der App dann auch nachfragen. Aber: das machen viele nicht. Eine Recherche des SPIEGEL ergibt, dass von bundesweit 200 Gesundheitsämtern mehr als die Hälfte (114) noch nie Daten aus der Luca-App genutzt haben. Ein Grund: das Infektionsgeschehen war in den letzten Wochen und Monaten nicht so hoch.
Auch bei uns in Baden-Württemberg geteilte Meinung
Die Hitradio antenne 1 Recherche ergibt auch bei uns im Land ein geteiltes Bild: Der Rems-Murr-Kreis nutzt die App eher wenig, findet sie aber besser als Zettelwirtschaft. In Stuttgart ist man sehr zufrieden, weil die App die Arbeit der Ämter erleichtert, in der Landeshauptstadt wurden zuletzt aber auch nur eine Handvoll Kontakte nachverfolgt - wie aber auch bei der Kontaktverfolgung per Zettel. Im Alb-Donau-Kreis hat das Amt in den vergangenen Wochen keine Daten der App abgefragt. Und im Kreis Göppingen ist das drei Mal passiert. Es wurde aber niemand jemals deswegen in Quarantäne versetzt. Das Gesundheitsministerium Baden-Württemberg sagte uns: “Wir setzen auf die App - und empfehlen Luca und Corona-Warn-App parallel zu nutzen.”
Immer wieder Sicherheitsbedenken
Das baden-württembergische Sozialministerium hat uns auf Nachfrage versichert, die App wurde geprüft und auch vom Landesdatenschutzbeauftragten abgesegnet. Markus Beckedahl, Chefredakteur von Netzpolik.org, sieht das allerdings anders: “Es scheint sich hier eher um eine schnell zusammengeflickte App-Infrastruktur handelt, die große Sicherheit und Datenschutz suggeriert, aber in der Realität diesem Bild nicht standhalten kann", sagt er uns. Sicherheitslücken hätten dazu geführt, “dass die App häufig mehrere Tage überhaupt nicht funktionierte, während sich viele Menschen darauf verlassen haben”.
Bild: Symbolbild / shutterstock
Korrektur: in einer früheren Version des Artikel hieß es, der Bund habe 21 Millionen Euro für die Luca-App ausgegeben. Das Geld kommt jedoch von 13 der insgesamt 16 Bundesländer.