Erste Regionen bei Suche nach Atom-Endlager aussortiert
Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll ist zäh, aber sie kommt voran und zeigt auch für Baden-Württemberg erste Ergebnisse. Mehr als vier Jahre nach ihrem ersten Zwischenbericht hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) die potenziell geeigneten Flächen in Deutschland weiter eingegrenzt. Im Südwesten wurden mehrere Regionen ausgeschlossen oder als wenig geeignet bewertet. Nun kommen noch 44 Prozent der Landesfläche in Deutschland infrage, sagte BGE-Sprecherin Dagmar Dehmer. 2020 waren es noch 54 Prozent.
Ort für 27.000 Kubikmeter hochradioaktiven Atommüll gesucht
Insgesamt stuften die Arbeitsstände rund 18 Prozent der sogenannten Teilgebietsflächen als ungeeignet oder gering geeignet ein. Dazu gehören unter anderem Gebiete in einem breiteren Streifen zwischen Bad Herrenalb über Pforzheim und Vaihingen an der Enz bis in die Kreise Neckar-Odenwald und Main-Tauber. Teilstücke des Kreises Konstanz und zwischen Tuttlingen Emmendingen gelten als eher nicht geeignet, das gilt auch für ein regionales Band von Münsingen und Blaubeuren bis in die Landkreise Heidenheim und Ostalb.
Damit ist Baden-Württemberg aber noch nicht generell aus dem Rennen bei der Endlagersuche. Weite Teile des badischen Raums, aber auch Gebiete rund um Stuttgart, im Ostalbkreis und im Alb-Donau-Kreis müssen noch näher untersucht werden. Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) sagte in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt), Baden-Württemberg habe immer deutlich gemacht, «auch bei uns sind Flächen möglich».
Wichtig sei vor allem, dass sich das Auswahlverfahren nicht zu lange hinziehe. «Wir sind daran interessiert, dass der Prozess zügig vorangeht», sagte Walker und ergänzte: «Die Generation, die Atomenergie genutzt hat, sollte auch noch in der Verantwortung sein, diese entsprechend sicher für eine sehr lange Zeit zu entsorgen. Das ist mich eine Frage der Generationengerechtigkeit.»
Neuer Arbeitsstand liefert keine verbindlichen Ergebnisse
Der neue Arbeitsstand beschreibt aber noch immer keine verbindlichen Ergebnisse: Die Einschränkung der Teilgebiete auf Standortregionen, die im weiteren Verlauf des Verfahrens oberirdisch erkundet werden, soll laut BGE erst Ende 2027 erfolgen. Die finale Entscheidung über diese zu erkundenden Standortregionen trifft der Bundestag.
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung prüft mit Sicherheitsuntersuchungen, welche Gebiete in Deutschland günstige geologische Bedingungen für die unterirdische Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erwarten lassen.
2020 hatte die bundeseigene Gesellschaft zunächst in einem Bericht 90 solcher Gebiete ausgewiesen, bei denen eine weitere Prüfung lohnen könnte, dies waren 54 Prozent der Fläche Deutschlands. Diese Gebiete werden im weiteren Verfahren auf wenige Standortregionen eingeengt. «Ziel ist es, mit einer angemessenen kleinen Zahl an Gebieten in Phase 2 zu gehen», erklärte Dehmer.
Suchmethodik gleicht einem Hürdenlauf
In den kommenden Monaten und Jahren werden die möglichen Standorte nach und nach weiter eingegrenzt, indem weitere Kriterien berücksichtigt werden. Die Methodik, mit der die Sicherheit im aktuellen Arbeitsschritt bewertet wird, erläuterte die Bereichsleiterin Standortauswahl bei der BGE, Lisa Seidel. «Wir suchen in einem wissenschaftsbasierten Verfahren den Standort mit der bestmöglichen Sicherheit. Daher setzen wir die Sicherheitsanforderungen für die Gebiete mit jedem Prüfschritt ein wenig höher. Gebiete, die eine Hürde nicht überspringen, werden nicht weiterbearbeitet.»
Bei der Endlagersuche geht es um einen Ort in der Tiefe zur dauerhaften Lagerung von 27.000 Kubikmetern hochradioaktivem Müll aus mehr als 60 Jahren Atomkraft in Deutschland. Es soll ein Ort gefunden werden, der für eine Million Jahre sicher ist, da der Müll Hunderttausende Jahre strahlt. Aufbewahrt wird er aktuell in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern.
Das Bundesumweltministerium geht davon aus, dass bis 2050 ein entsprechendes Endlager gefunden sein wird. Das wäre etwa 20 Jahre später als ursprünglich geplant. Bis wann das Endlager dann wirklich genutzt werden kann, ist noch offen. Ausgelegt werden soll der Bau für eine Million Jahre.
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