Erst Hosseini, dann Seitz: Zweimal Bronze bei Turn-EM
Elisabeth Seitz lächelte erleichtert und winkte ins Publikum: Die Titelverteidigerin hat bei den Europameisterschaften in Antalya erneut einen Podiumsplatz erobert und nur zwei Stunden nach Milan Hosseini am Boden die zweite Bronzemedaille für den Deutschen Turner-Bund (DTB) gewonnen.
14,200 Punkte bekam die 29 Jahre alte Stuttgarterin von den Wertungsrichtern und musste sich nur Alice D'Amato aus Italien (14,466) und der Britin Rebecca Downie (14,233) geschlagen geben.
«Ich freue mich wahnsinnig», sagte die Europameisterin von München vor acht Monaten. Sie sei schon froh gewesen, überhaupt ins Finale gekommen zu sein, weil es immer wieder bei null losgehe. «Ich wollte das einfach nur genießen, war aber wieder als Letzte dran, was die Aufregung nicht gerade mindert. Irgendwie habe ich es mir, auch wenn ich es nicht muss, bestätigt, dass ich es weiterhin drauf habe am Barren», sagte die deutsche Rekordmeisterin.
Zuvor war Milan Hosseini (Böckingen) in den Katakomben des Antalya Spor Salonu von seinem Teamkollegen im Spalier und mit einer La Ola gefeiert worden. Der EM-Neuling hatte mit Platz drei am Boden überrascht. 14,200 Punkte war seine Übung wert, die nur von Luke Whitehouse aus Großbritannien mit 14,900 Punkten und Titelverteidiger Artem Dolgopyat aus Israel mit 14,666 Zählern übertroffen wurde. «Ich bin einfach super glücklich, dass sich die ganze harte Arbeit ausgezahlt hat, dass ich so gut turnen konnte. Besser hätte ich mir meine erste EM gar nicht vorstellen können», sagte der 21-Jährige.
Hosseini: «Hätte nicht mit EM-Bronze gerechnet»
Als die letzte Akrobatikreihe sauber in den Stand gebracht war, klatschte Hosseini kurz in die Hände und ballte die Fäuste. «Ich hatte richtig Bock auf das Finale. Ich wollte einfach eine geile Übung zeigen, Spaß haben im Wettkampf. Dass es dann für Bronze reicht, damit hätte ich nicht gerechnet», sagte er. Als Dritter hatte er seinen Vortag absolviert und musste weitere fünf Kontrahenten abwarten, ehe das Endergebnis auf der Anzeigetafel erschien. «Das hat mich ordentlich Nerven gekostet, die ganze Zeit zu warten. Das war einfach ein schönes Gefühl, als dann feststand, ich bin Dritter», gab er zu.
«Ich freue mich riesig für ihn. Ich bin auf jeden Fall stolz auf ihn», erklärte Bundestrainer Valeri Belenki. Er hatte Hosseini nicht für den Team-Wettbewerb, sondern als Einzel-Turner für die Titelkämpfe nominiert. «Ich habe mich gefreut, dass ich an drei Geräten an den Start gehen kann, die Erfahrungen mitnehmen, wie das Feeling ist bei einem großen internationalen Event», sagte Hosseini.
Mit 1,77 Meter ist der gebürtige Heilbronner, der in Berlin lebt und trainiert, groß für einen Turner. Ihm aber kommt das entgegen, weil «es relativ elegant aussieht, weil ich halt so lang und groß bin». Insbesondere in seiner Lieblingsdisziplin Boden kann er damit bei den Wertungsrichtern Punkten. «Da kann ich meine Stärken optimal ausspielen.»
In den Finals ohne deutsche Beteiligung gewannen Weltmeister Rhys Mc Clenaghan (Irland) am Pauschenpferd, Coline Devillard (Frankreich) beim Sprung und Weltmeister Adem Asil aus der Türkei an den Ringen.
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