Bunker und Wehrkunde - Schulbeginn in Ukraine und Russland
Überschattet vom andauernden Krieg hat in der Ukraine wie in Russland am 1. September das neue Schuljahr begonnen. In der ostukrainischen Großstadt Charkiw, die häufig beschossen wird, versammelten sich die Schulkinder aus Sicherheitsgründen in den U-Bahn-Stationen. Aus der Großstadt Krywyj Rih veröffentlichten Medien am Freitag Bilder von Erstklässlern im Bombenschutzkeller.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wünschte allen Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern ein erfolgreiches Schuljahr. «Wir unternehmen jede Anstrengung, um die Sicherheit im Land wieder herzustellen», schrieb er auf der Plattform X, früher Twitter. «Selbst die größten Träume gehen in Erfüllung für diejenigen, die ernsthaft entschlossen sind, für sie zu arbeiten, und die Unterstützung anderer bekommen.»
Insgesamt habe für rund 3,7 Millionen ukrainische Kinder und Jugendliche das neue Schuljahr begonnen, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. «Und es wird der Tag kommen, an dem der 1. September in unserem ganzen Land friedlich und sicher sein wird», versprach er.
Zum Schulbeginn in Moskau besuchte Regierungschef Michail Mischustin eine Schule. Bilder zeigen ihn in Begleitung von Bürgermeister Sergej Sobjanin in der Schulmensa und beim Tischtennis-Spielen gegen einen Schuljungen in der Turnhalle. Außenminister Sergej Lawrow hielt an der Universität eine Vorlesung vor angehenden Diplomaten, in der er einmal mehr dem Westen vorwarf, Krieg gegen Russland führen zu wollen. Auch Kremlchef Wladimir Putin traf anlässlich des Schuljahresbeginns Kinder und Jugendliche.
Marschieren und Waffenkunde
Der von Moskau vor anderthalb Jahren begonnene Angriffskrieg gegen die Ukraine prägt die russischen Schulen immer stärker. Die Unterrichtseinheiten zu Sicherheit und Schutz vor Katastrophen werden ab der zehnten Klasse wieder um Wehrkunde ergänzt - mit Marschieren und Waffenkunde. Mit Beginn des neuen Schuljahres führte Russland zudem für Schüler der zehnten und elften Klassen ein neues Schulbuch ein. Vor allem in den Passagen zum Krieg gegen die Ukraine, der als «militärische Spezial-Operation» bezeichnet wird, sehen kritische Beobachter reine Staatspropaganda.
So wird in erster Linie der Westen kritisiert, der eine «Destabilisierung innerhalb Russlands» anstrebe. Darüber hinaus zitiert das Buch die Behauptung von Kremlchef Wladimir Putin, dass Russland mit seinem brutalen Angriffskrieg angeblich nur die seit Jahren im Donbass in der Ostukraine schwelenden Kämpfe beenden wolle. Bildungsminister Sergej Krawzow hatte das Schulbuch kürzlich vorgestellt.
Weiter heißt es in dem Lehrmaterial in Bezug auf die Abwanderung westlicher Unternehmen: «Solche einmaligen Zeiten kommen in der Geschichte nicht oft vor. Nach dem Weggang ausländischer Unternehmen stehen euch viele Märkte offen.»
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