Badespaß wird teurer - Dauerbrenner Personalmangel
Im neuen Jahr müssen Badegäste vielerorts für den Eintritt ins Hallenbad tiefer in die Tasche greifen. In Mannheim hatte der Gemeinderat im Dezember vergangenen Jahres höhere Ticketpreise beschlossen. «Die Anpassung erfolgt aufgrund der gestiegenen Energiekosten und der anstehenden Personalkostensteigerung», heißt es aus dem Rathaus. Ähnlich argumentieren andere Kommunen. So etwa Freiburg, wo der Eintritt zum Jahresbeginn zum ersten Mal seit 2017 teurer wurde. Erwachsene zahlen jetzt 6 Euro statt bisher 4,50 Euro.
In Stuttgart können die Badegäste noch zu Preisen wie 2019 ihre Bahnen ziehen: 9,50 Euro für zwei Stunden im Mineralbad Leuze, das im vergangenen Jahr einen Besucherrekord von rund 790.000 Gästen verzeichnete. Die Bäderbetriebe konnten sich bei den Stadträten mit dem Vorschlag, die Nutzer wegen hoher Energiepreise zur Kasse zu bitten, nicht durchsetzen. Lediglich die Parkgebühren wurden von einem auf drei Euro erhöht. «Das restliche Defizit übernimmt die Stadt», erläutert Jens Böhm, Sprecher der Stuttgarter Bäder. Auch bei den Wassertemperaturen in den Hallenbädern zeigt sich die Landeshauptstadt großzügig, nachdem die Freibadbesucher im vergangenen Sommer mit kühlerem Wasser vorliebnehmen mussten.
In Ulm wurden die Preise zuletzt im Jahr 2015 um 20 Cent erhöht und sollen unverändert gelten. So beträgt der Einzeleintritt etwa in das Westbad weiterhin 3,70 Euro.
Besucher des Hallenbads in Weinheim hingegen zahlen seit dem 1. Januar 2024 mehr. Rudi Hill, Teamleiter im Hallenbad, betont: «Seit unserer letzten Preisanpassung vor fünf Jahren sind die Energie-, Instandsetzungs- und Personalkosten deutlich gestiegen.» Durch interne Einsparungen seien Preiserhöhungen in den letzten Jahren vermieden worden. Das Mittel sei jetzt ausgereizt. Erwachsene zahlen seit dem neuen Jahr 4,50 Euro (bisher 3,90 Euro). Der ermäßigte Eintritt beträgt 3,20 Euro (bisher 2,80). Kinder unter sechs Jahren können weiterhin kostenfrei planschen.
Auch am Badischen Schwimm-Verband gehen die Kostensteigerungen nicht spurlos vorbei. So haben 60 der 100 in dem Dach-Verband organisierten Vereine 2020 rund 250.000 Euro für die Anmietung von Wasserfläche an Kommunen bezahlt, wie Geschäftsführer Holger Voigt ausführt; 2022 waren es rund 600.000 Euro.
Als Gründe nennt er mehr Ausgaben für Licht, Wasser, Gas sowie Tariferhöhungen. Insbesondere die Anfängerkurse seien betroffen. «Nicht alle Familien können sich die 120 Euro für einen Schwimmkurs leisten», sagt Voigt und fügt hinzu: «Heute verlassen 50 Prozent der Kinder die Grundschule ohne ausreichende Schwimmkenntnisse - im Ernstfall kann das fatale Folgen haben.»
In Mannheim will man eine «moderate» Anhebung erreichen nach der letzten Erhöhung im Mai 2022. In Stufen sollen die Preise in den Freibädern Anfang Mai und in Hallenbädern zum September erhöht werden und dann nochmals im Jahr 2026. Im Herschelbad zum Beispiel steigen die Preise von 4 Euro erst auf 4,50 Euro und dann auf 4,80 Euro.
In den je vier Frei- und Hallenbädern in Mannheim rechnet man auch mit Preissteigerungen der im Bäderbereich benötigten Chemikalien. An den Temperaturen wird allerdings nichts geändert, nachdem die Gäste in der Hallenbadsaison 2023/2024 mit um zwei Grad kühlerem Wasser vorliebnehmen mussten.
Aber nicht nur die Kosten machen den kommunalen Badbetreibern zu schaffen, sondern auch die für den Betrieb notwendigen Schicht-, Wochenend- und Feiertagsdienste. Ulm hat wegen der dünnen Personaldecke Öffnungszeiten verkürzt.
Im Stuttgarter Haushalt sind 19 zusätzliche Stellen für die Bäder vorgesehen. «Das eigentliche Problem ist, dass wir die Stellen kaum besetzt bekommen», sagt Bädersprecher Böhm. Schon 2023 habe jedes zweite Hallenbad den Sommer über geschlossen werden müssen. Die Bäder könnten nicht ohne die erforderliche Zahl von Aufsichtskräften betrieben werden. Aufsichtskräfte sollen mit einem kostenlosen Deutschland-Ticket sowie ab Juli mit einem Zuschlag von 150 Euro brutto monatlich angelockt werden.
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